„Ein Buch über das Liebhaben, ein Buch zum Liebhaben“ (Klappentext). Mehr noch: Ein Buch für alle, die lieben und geliebt werden – immer wieder anzuschauen und zu lesen!
Die beiden Protagonisten des ein weiteres Mal ungemein harmonierenden Schweizer Künstlerduos schweben auf dem Cover irgendwo im schwarzen All. Sie sind als tierische Mischwesen ins Bild gesetzt: das größere in rotkarierter Hose ähnelt einem Ameisenbär, das kleinere in weißen Socken changiert zwischen Erdmännchen und Ferkel.
Im Folgenden variieren Bildhintergründe und -perspektiven. Vom dunklen Sternenhimmel geht es abwärts in wärmere und kühlere Erdlandschaften bis hinein ins von Fischen und Laich bevölkerte Meer. Zuletzt schweift der Blick von einem mit Pflanzen bewachsenen Stück Erde erneut in den nächtlichen Himmel, an dem Sterne die Formen beider Wesen nachbilden. Noch im freien Fall fangen Groß und Klein einen Dialog an. Auf der Erde reden sie weiter, spielen miteinander, drehen sich die Rücken zu, schweigen zusammen, wenden einander wieder zu und umarmen sich am Ende innig. Beider Mimik und Körpersprache spiegeln anrührend und verschmitzt ihre Gefühle wider: Gernhaben, leichtes Misstrauen, Ängstlichkeit, In-Eins-Sein.
Vom die ganze Welt umfassenden und in doppeltem Sinne liebevollen Bildgeflecht hebt sich der Text von den Hintergründen farblich ab und bleibt doch in die Gesamtkomposition eingewoben. Sein (ebenfalls) universelles, Generationen übergreifendes Thema ist die einzigartige Liebe zwischen Mutter (oder Vater) und Kind.
In einfachen, schon jüngsten Kindern verständlichen (Erwachsenen das Herz öffnenden) Worten und Sätzen stellen und beantworten „das Größere“ und „das Kleinere“ einander Lebensfragen: Wie war beider Anfang? Mag man alles am Anderen? Schwindet Liebe, wenn man sich verändert … Oder es kommt zur Sprache, dass Liebe einfach da und riesengroß ist, nie aufhört, sich aber ändern kann und wächst, „wo man etwas wachsen lässt“.
Als sehr spezielle Art einer Schöpfungsgeschichte wird hier allerdings „dem Anfang“ kein Ende prognostiziert, sondern eher ein Ziel(!) anheimgestellt, nämlich „immer wieder ein kleines Stückchen Anfang zu finden“. Über so viel Weisheit(en) sollte unbedingt nachgedacht werden – still für sich und gemeinsam, zu allen Zeiten und allüberall!
(Der Rote Elefant 33, 2015)