77 Geschichten beschloss Heinz Janisch zu schreiben, an 77 aufeinander folgenden Tagen.
Vorkommen sollten darin kleine und große Riesen, Zauberer, Elfen, Katzen und Menschen. Auch die Magie sollte nicht zu kurz kommen. Und so geschah es. Das vorliegende Buch mit 77 feinen, kleinen Geschichten lädt zum Staunen, Schmunzeln, Nachsinnen und Nachdenken ein. Es sind besondere Momente, denen Janisch Gestalt verleiht: Wunder, Geheimnisse, Erkenntnisse und Überraschungen. Dem kleinen Riesen Dako etwa, der an einem gemütlichen Sonntagnachmittag über eine geeignete Lektüre nachdenkt, springt das passende Buch aus dem Regal direkt auf seinen Schoß. Der große Riese Jonathan wiederum entdeckt beim Spaziergang um den zugefrorenen See winzig kleine Schlittschuhe und eine Botschaft, die ihn nachdenklich stimmt. Und die kleine Elfe Colfoy weiß beglückt von einem Gespräch mit einer Fliege zu berichten.
Vielgestaltig sind die Themen, die in den heiter-melancholischen, fantastisch-fantasievollen Geschichten mitschwingen und vom Leben, von der Welt erzählen: vom Allein- und Zusammensein, von Freundschaft und Liebe, von Wünschen, Träumen – und von der Hoffnung. Hier wird geschwiegen und zugehört, Rücksicht genommen, einander Aufmerksamkeit geschenkt und Zeit gewidmet. Zeit, die in aller Stille und Stetigkeit vergeht, Veränderungen sichtbar, Vergänglichkeit deutlich macht. So kürzt Jonathan eines Tages für seine ehemalige Lehrerin die Stuhlbeine: So klein ist diejenige geworden, zu der er einst aufschaute. Er erzählt der kleinen Elfe Colfoy, die den Schlaf der Riesen bewacht, auch von seiner Angst, über eine Ameise zu stolpern, denn “… im Traum ist alles möglich … da kann das Kleine groß und das Große klein werden“.
Heinz Janischs zauberhafte Geschichten gleichen poetischen Miniaturen. Wiederholt verweist der Autor motivisch-thematisch auf sein eigenes Tun, gibt Briefen und Büchern, dem Lesen, Schreiben und Erzählen Raum. Die zahlreichen Illustrationen der Künstlerin Stefanie Pichler öffnen, auch durch die Verwendung verschiedener Techniken, dem Erzählten stimmige Farb- und Situationsräume: mal zurückhaltend-zart, an Vignetten erinnernd, mal kräftig und flächig ganze Seiten füllend, mit überraschenden Perspektiven und Bildausschnitten. Feinfühlig verleiht Pichler so den unterschiedlichen Protagonisten bildkünstlerisch Gestalt und Charakter.
Man könnte sich ganze 77 Tage Zeit zum (abendlichen) Vor- oder Selberlesen nehmen, um jede einzelne der poetischen Geschichten nachklingen zu lassen, sich darüber auszutauschen – und einander vielleicht „Bleib noch eine Weile“ zuzuraunen.