Als das Wiesel nach Hause kommt, spielen Bär und Dachs mit Feuerwehrautos. Bär fragt, ob Wiesel denn nicht allen etwas zu essen machen wolle. Da wird Wiesel sauer. Schließlich ist Dachs ja sein Freund. Auf Dachs’ Vorschlag, zu dritt spielen zu können, reagiert Wiesel sogleich mit einer Idee: Bär könnte beim Vatermutterkind-Spielen das Kind sein und ins Bett gehen. Schließlich hätten die „Erwachsenen noch etwas zu erledigen“, und zwar mit ihren Feuerwehrautos. Bär hält dagegen und schon ist der allerschönste Streit in Gang. Ob Fußball, Memory, Winterschlaf oder Verstecken – auf keines der Spiele können sich die beiden Streitenden einigen. Ihr Gast wird gar nicht erst gefragt. Stattdessen werden die zwei immer lauter, wütender und vorwurfsvoller: „Nie hältst du dich an die Spielregeln“, „Immer willst du der Bestimmer sein!“ und schließlich „Mit dir kann man einfach nicht spielen“. Da verkündet Dachs, er müsse nun nach Hause …
Wie im Vorgängerband Zwei für mich, einer für dich, in dem es um das Teilen geht, verrät auch hier der Buchtitel das Thema. Wieder gestaltet Jörg Mühle, im gelungenen Zusammenspiel von Bild, Text und Schriftgestaltung und gänzlich ohne erhobenen Zeigefinger, eine (nicht nur) Kindern vertraute Alltagssituation. War der Konfliktort im ersten Buch die offene „Wald-Küche“ von Bär und Wiesel, so ist es diesmal ihr bühnenartiges Freiluft-„Kinderzimmer“ mit Doppelstockbett, Regalen und allerlei Spielzeug. Mimik und Gestik der emotionalen Protagonisten wie auch die größer werdende Schrift verdeutlichen die zunehmende Dramatik des Streits, aber auch Eigensinn und Streitfreude von Wiesel und Bär. Den Dachs lässt Mühle während der Auseinandersetzung stumm agieren. Hält dieser das Feuerwehrauto, auf gemeinsames Spielen hoffend, zunächst noch in den Pfoten bzw. unter dem Arm, so stellt er es bald auf dem Spiel-Baumstumpf ab, bindet seinen Schal um und verabschiedet sich schließlich. „Gerade jetzt, wo es am schönsten ist!“, entgegnen die verblüfften Streithähne bedauernd, wie aus einem Mund.
Dass Wiesel und Bär über ihr Wortgefecht Gast und Anlass des Besuchs vergessen und aufgrund fehlender Einigung eine gute (Spiel)Gelegenheit verpasst haben, setzt Jörg Mühle vergnüglich und mit einer überraschenden Pointe in Szene.
Wer bestimmt eigentlich, was und wie gespielt wird? Bereits mit Kindern im Kindergartenalter ließe sich die zu Diskussionen anregende Geschichte über das (Mit)Bestimmen nachspielen, wobei insbesondere das Erproben der mimisch-gestischen sowie sprecherisch-stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten Vergnügen bereiten dürfte.