Zunächst fällt der großformatige, prachtvoll gestaltete Einband auf. Haptisch und optisch erfreuen festes, farbig illustriertes Vorsatzpapier, Titelblatt und Inhaltsverzeichnis. Spätestens das Vorwort fängt auch den Leser ein – mit einem Thema, das gemeinhin als abstrakt und schwer zu fassen gilt. Hier aber wurde es so aufbereitet, dass schon jüngere Kinder das meiste verstehen, Erwachsene noch hinzulernen und alle dabei informativ-ästhetisches Vergnügen empfinden. Köller schuf ein Kompendium, das eine Art Zeitstrahl legt von frühesten Erklärungen in der Antike, über Erkenntnisse in späteren Epochen bis hin zum heutigen Wissensstand und Annahmen für die Zukunft. Zugleich handelt es eine Vielzahl, mit dem Phänomen „Zeit“ verknüpfte Aspekte ab: alltäglich wahrzunehmende, naturwissenschaftliche, kulturelle, philosophische. Entgegen sachlich-trockenen Lexikonartikeln versammelt Das Buch der Zeit, in vier größere Blocks gegliedert, auf Wesentliches konzentrierte, kurze Beiträge. Dabei überzeugt die modern-frische Sprache und der locker-freundliche Aufforderungsgestus („Wenn du Lust hast, kann es jetzt losgehen!“).
Bereits die jeweiligen Überschriften machen neugierig: „Vorwärts, rückwärts, seitwärts, ran!“, „Mondjahre“, „Pünktlich, pünktlicher, am pünktlichsten“. Die darin gekonnt einfach erklärten, anekdotenhaft dargebotenen Fakten regen dazu an, sich in vielfacher Hinsicht weiter zu beschäftigen, etwa das Zeitempfinden von Tieren und Pflanzen zu beobachten, einen Generationenstammbaum anzulegen, Uhrmechanismen zu untersuchen, die eigene Zukunft zu entwerfen und – nicht zuletzt – zu lesen: Göttermythen, Kalendergeschichten, Zeitreiseerzählungen, Science Fiction …
Den gleichsam unerschöpflichen Gehalt der Textbausteine setzen Illustrationen jeglicher Größe und Farbe versiert anschaulich, stilistisch abwechslungsreich und humorvoll um. Besonders die ganzseitigen, manchmal doppelt oder mehrfach präsentierten Bilder animieren dazu, sich zeitlos in sie zu ‚versenken‘, um Details und Zusammenhänge auszumachen. Auch eigene Zeichnungen anzufertigen, z. B. ein neues Uhrenmodell oder Zeitreisemobil, böte sich an. Ein zeitloses Sachbuch, das zugleich ein Kunstwerk ist!
(Der Rote Elefant 38, 2020)