Die erste Liebe – das erste Auto. Zwei Dinge, die man nie vergisst! Und manchmal sind beide sogar identisch. Der Protagonist in Schössows neuem Bilderbuch bekommt sein erstes Auto vom Opa. Ein rotes Tretauto, das erst auf Vordermann gebracht werden muss, bevor der Junge als ebensolcher mit dem kleinen Bruder auf große Fahrt gehen kann. Und die hat es in sich: Gefährliche Wespen, greinende Mädchen, abschüssige Wege, angreifende Fledermäuse, matschige Schweine, märchenhafte Wälder und einiges mehr. Ramponiert und verdreckt kehren Auto und Insassen zurück, doch die nächste Fahrt wird schon geplant, bei der einiges anders laufen (bzw. fahren) muss, denn aus Fehlern lernt man ja bekanntlich…
In kurzen prägnanten Sätzen erzählt Schössow davon, wie die Abenteurer rasant von einer Gefahr in die nächste schlingern. Und dabei lernen nicht nur sie etwas, sondern auch die Leser: jede verbal beschriebene Situation wird nämlich mit einem Verkehrsschild kommen-tiert. Dies geschieht jedoch nicht vordergründig-pädagogisch-kompliziert wie in einem Verkehrsgarten (Schössows entsprechende Illustration zeigt den Verkehrslehrling verwirrt und angestrengt), sondern erklärt sich von selbst und lässt Leser jeden Alters schmunzeln:
ein wenig gelungener Scherz des Opas wird z. B. ironisch mit dem Schild „Einbahnstraße“ abgewehrt oder eine gelungene Autoreparatur mit einem Kaffeetassenschild belohnt. So wie die Verkehrsschilder den Text erweitern, eröffnen auch die doppelseitige Illustrationen in gewohnt gekonnt digitaler Manier weitere Erzählebenen: die greinenden Mädchen erlebt man nicht etwa beim Spiel mit Puppen, sondern beim praktischen Hüttenbau und das Gefühl des Autofahrers, im Wald sei „… noch … jemand anderes …“ erklärt sich durch die Anwesenheit von Wolf, Rotkäppchen und Handtaschen tragenden Elfen.
Schössows Bilderwelten, die gedeckten Farben, die verschiedenen Lichtstimmungen, aber auch die ironisch-witzigen Text-Bild-Beziehungen sind immer wieder eindrucksvoll und als bekennender Schössow-Fan entdeckt man zunehmend Bezüge zu früheren Werken.
Will man mit dem Buch arbeiten, liegt natürlich Schössows Idee eines Verkehrslernbuches nahe. Welches Verkehrsschild passt zu welcher Situation? Kopien der Schilder werden verteilt und von den Verkehrslehrlingen zu entsprechenden Gefahrensituationen zugeordnet. Ironische Kommentare sind natürlich erlaubt bzw. ausdrücklich erwünscht.
(Der Rote Elefant 29, 2011)