Ein faszinierendes Bilderbuchdebüt nimmt mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. Auf dem schwarzen Cover: das All, blaugraue Erde und grauer Mond. Drinnen heißt es: „Vor Milliarden von Jahren formte sich das Land.“ Im Bild: dunkle Felsmassive und orange-rote Lava. Jede Doppelseite kommt der Gegenwart näher: „Vor Tausenden von Jahren bauten die Menschen große Dinge.“ Im Bild: Der Pyramiden-Bau. „Vor einer Stunde ist die Sonne untergegangen.“ Ein Zoom führt in ein Kinderzimmer, der Text benennt den Augenblick: „Jetzt! Wünsch dir was!“. Im Bild: die Sterne. Der Zeitstrahl geht weiter in die Zukunft: „Wo wirst du am Nachmittag sein? Woran wirst du dich erinnern, wenn du alt bist? Was wünschst du dir für die Zukunft?“ Am Ende steht der sternenlose Nachthimmel dem hell erleuchteten, menschengemachten Licht der Stadt gegenüber.

Der Schweizer Künstlerin Johanna Schaible gelingt es, mit einfachen, aber präzise eingesetzten Mitteln das komplexe Beziehungsgeflecht Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft kindgerecht zu vermitteln. Dies geschieht über gelungene Bild-Text-Anordnungen, wechselnde Erzählhaltungen und nicht zuletzt über die Seitengröße(n). Obwohl die farblich gedeckt gestalteten Aquarellcollagen mit ihren bizarren Landschaften, Tieren, Pflanzen, Menschen, Bauten und Verkehrsmitteln die Seiten dominieren, öffnet gerade deren Differenz zum knappen Text, der viele Zeitbegriffe enthält, Raum für eigene Gedanken. Bestimmen überschauende Aussagesätze die Vergangenheit, in weiße Balken unten links platziert, so werden in Gegenwart und Zukunft – unten rechts – die Lesenden direkt angesprochen. Parallel verkleinern sich im Laufe der erzählten Zeit die Seiten, werden jedoch bunter und voller, so dass automatisch eine Sogwirkung entsteht. Ab Buchmitte (s. Zoom ins Kinderzimmer) vergrößern sich die Seiten wieder bis hin zum Ausgangsformat. Somit sind jeweils zwei Seiten in Vergangenheit und Zukunft von gleicher Größe, deren bildlich-räumlicher Bezug eine Mehrdimensionalität des Erzählten ergibt. Es ist ein Aha-Erlebnis der besonderen Art, wenn die Pyramiden erneut auftauchen, nun mit vielen Besuchern in Bussen, auf den Herbst der Winter folgt oder der Jahrmarkt plötzlich lebendig wird.