Ari – Mama – Papa! Sommerurlaub auf einer griechischen Insel. Sonne, Baden im Meer, Salz auf der Haut. Die Vorfreude auf Erholung und gemeinsame Zeit wird jäh getrübt, als die Mutter nach einem Anruf des Arbeitgebers die kleine Ferienwohnung zum Homeoffice erklärt. Nun streiten die Eltern nur noch und machen jeweils ihr eigenes Ding. Plötzlich auf sich allein gestellt, bleiben der 13-jährigen Ari nur Rückzug oder Streifzüge ohne Eltern. Dabei muss sie einige Enttäuschungen erleben. Da wäre der erste Flirt mit einem einheimischen Jungen oder die große Nähe des Vaters zu einer Urlauberin. Die Tage zerrinnen, Langeweile macht sich breit: schlafen, essen, dösen, essen, schlafen … Obwohl kaum etwas passiert, verändert sich für Ari alles. Als dann noch die beste Freundin Elif nicht mehr auf Handy-Nachrichten reagiert, fühlt sich Ari ihrer Einsamkeit völlig ausgeliefert. Der plötzliche Abbruch des Urlaubs deutet am Ende einen Ausweg für alle beteiligten Familienmitglieder an.
Die Nüchternheit, mit der Tamara Bach die an Aris Wahrnehmung gebundene Geschichte erzählt, ist beeindruckend, gelingt ihr doch, Sprachlosigkeit in Sprache zu fassen. Sätze, teils ohne Subjekt, Verb oder Objekt, sind so kurz gehalten, dass die dadurch entstehenden Leerstellen bedrückend wirken. Außenbeschreibung und Innensicht überlagern sich skizzenhaft und sprachlich verdichtet. „Ari wartet. Hat ja Zeit. Hat ja ein Buch.“ Die Tristesse der Situation bzw. Unfähigkeit zur Kommunikation veranschaulicht sich auch in den verknappten Dialogen der Familienmitglieder, so dass deren gegenseitige Genervtheit förmlich die Zeilen sprengt. Bachs protokollnaher Erzählstil spiegelt gnadenlos, was sich innerhalb der Familie an sozialer Distanz abzeichnet. Dadurch wirkt Ari unnahbar. Lebendig und emotional wird es nur in den Handy-Nachrichten mit der besten Freundin. Hier taucht das Wort „Ich“ auf: „Ich will heim. Ich will hier nicht mehr sein. / Elif?“
Nachdenklich machen poetische Passagen, die irritieren: „Wie das Leitungswasser schmeckt. Wie die Glühbirne im Badezimmer klingt beim Leuchten … wie das Bettzeug riecht und auf der Haut ist.“ Hier werden Aris sinnliche Wahrnehmungen und ihre Empfindsamkeit im Gegensatz zum Weg-Sein-Wollen und der zur Schau gestellten Frostigkeit deutlich.
Bachs Coming-of-Age-Roman sei – wie schon Vierzehn oder Sankt Irgendwas – auch Eltern von Teenagern empfohlen. Zum Einstieg in das Buch könnten Vorstellungen für einen idealen Tag am Strand zusammengetragen werden, um diese im Anschluss mit der Szene von Aris erstem Badeausflug zu vergleichen.