Auf der Impressum-Seite wird u. a. die Abkürzung WBGU erklärt. Sie bedeutet: Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Uff! Die neun unabhängigen Beiratsmitglieder, allesamt Professorinnen und Professoren bzw. Leiter von Forschungsinstituten, sollen die Bundesregierung in Fragen der Nachhaltigkeit in Technik und Wirtschaft beraten. Eines ihrer Gutachten liegt nun als Comic vor. In neun Kapiteln werden Themen behandelt, die immer wieder Schlagzeilen machen: Klimawandel, Nahrungsproduktion, Energieverbrauch, Verkehrsmittel, aber auch Freizeit, Entschleunigung oder „Gärtnern in der Stadt“. Von ganz realen Szenarien wie Aqua alta in Venedig oder Hurrikan in New York spannt sich der Bogen bis zu eher utopischen Projekten wie dem der transatlantischen Tunnelverbindung mit superschnellen Magnetbahnen.
Die Form des Comics macht abstrakte Informationen und Statistiken anschaulich und verankert sie durch die Bild-Text-Kombination „nachhaltiger“ im Gedächtnis. Zeichnungen von Regenwäldern, Windparks, Hühnerställen und Solarfabriken rufen die Erinnerung an reale Fotos oder Filme auf. Doch nicht nur das Thema wird visualisiert, auch die befragten Experten sind gezeichnet worden, sie selbst und ihre Arbeitsplätze. Szenen aus Wien, Zürich, Bremen und Berlin sind wiedererkennbar ‒ so können die wissenschaftlichen Positionen Personen und Räumen zugeordnet werden! Das ist ein nicht nur inhaltlich interessanter, sondern auch ein kommunikationspsychologisch geschickter Kunstgriff. Forschung findet eben nicht im abstrakten Raum statt, sondern es sind Menschen, die sich Ziele setzen, die ihr Engagement einbringen, die an bestimmten Orten Lösungen für Probleme suchen. So können komplexe wissenschaftliche Fragestellungen auf eine konkrete Ebene geholt werden. Da auch die Sprache leicht verständlich ist, wird das Buch zu einem aktuellen, nützlichen Ratgeber, der auch die „kleinen Schritte“ nicht auslässt. Aber natürlich geht es auch um die ganz „großen“ Fragen, wie der nach einem „guten Leben“, die schon den alten Plato umtrieb. Für Vorträge oder Referate in der Schule gibt es zusätzlich ein zehnseitiges Glossar, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf web-Informationen. Die etwas Älteren finden Tipps für die Wahl eines Studienplatzes oder Berufes.
(Der Rote Elefant 31, 2013)