Matea, wohlbehütete Tochter einer Pastorin, kann in der Öffentlichkeit nicht sprechen. Schuld daran ist „Madame Schüchtern“, eine Tiefseekrake in ihrem Bauch, die sich in komplizierten Situationen breit macht und keine Wörter mehr durchlässt. Bei der ersten Begegnung mit der neuen Mitschülerin Riccarda gelingt es Matea zur eigenen Überraschung aber doch, sich zu artikulieren: „Laut. – Fünf Worte. Einfach so. Eine absolute Sensation. Auch Madame kniff kurz verwundert die Augen zusammen …“ Riccarda, aufgrund ihres Äußeren und des schroffen Verhaltens als „Psycho-Assi-Kuh“ abgestempelt, geht unerschrocken auf Matea zu, lässt sich von ihr englische Grammatik und das Häkeln beibringen. Sie ist schlagfertig und kann sich wortreich zur Wehr setzen, gibt aber wenig von sich selbst preis und schweigt sich zum Beispiel über das Verhältnis zu ihren Eltern und ihre aktuelle Wohnsituation aus.
Hat Matea eine Krake im Bauch, so ist es bei Ricci ein Gorilla, der auch mal ausflippt und sie zu unüberlegtem Handeln und Regelbrüchen verleitet. Die Freundschaft der beiden Mädchen wird auf die Probe gestellt, als Riccarda plötzlich verschwindet.
„Luftmaschentage“ sind für Matea die knapp vier Wochen, in denen sie sich Ricci annähert, beider Freundschaft in der Luft hängt und neu aufgenommen werden muss. Luftmaschen verweisen auch auf den Startpunkt von Mateas Guerilla-Häkeln, mit dem sie in der Stadt für Aufmerksamkeit sorgt. So verpasst sie den Bronzestatuen – alles Jungen! – auf dem Hof der ehemaligen Jungenschule Röcke.
Die Autorin, mit feinfühligem Blick auf die beiden in so unterschiedlichen sozialen Verhältnissen lebenden Protagonistinnen, verknüpft in ihrem Roman geschickt zwei Erzählstränge. Dabei zeigt sich ein starker Kontrast zwischen Mateas Schweigen in der Öffentlichkeit und ihrem großen Sprach- und Sprechvermögen im privaten Raum. Ausführliche Sprachnachrichten aus 16 Tagen Gegenwart „ohne Ricci“, an denen Matea bis zu neunmal täglich an ihre verschwundene Freundin schreibt, werden mit der Haupthandlung verflochten. Diese basiert auf detailreichen Schilderungen von 16 Tagen „mit Ricci“, in denen Matea rückblickend mit viel Sprachwitz und ausschmückenden Dialogen über den Beginn der Freundschaft berichtet. Dabei lassen die Schilderungen ihrer Beziehung zu „Madame Schüchtern“ immer wieder schmunzeln, etwa wenn Matea ihre Entspanntheit in Gegenwart von Ricci reflektiert: „Vollkommen entzückt ließ Madame die Luft raus, lehnte sich gemütlich zurück, legte drei ihrer Tentakeln auf dem Couchtisch ab und goss sich Tee ein.“ Diese und weitere Beschreibungen von „Madame“ könnten Kinder auf das Buch neugierig machen: Wer ist dieses Wesen und wo lebt es?