Was kostet eigentlich nichts? Auf einer Illustration steht ein Mann auf dem Markt hinter einem leeren Tisch. Er hat nichts anzubieten und doch preist er genau dieses auf einem Schild an: Nichts zu verkaufen! 2. Beispiel: Auf orangenem Hintergrund zeigen mehrere Pfeile auf einen schwarz umrandeten Kreis, dessen Fläche ‚nichts‘ als weiß ist. „Was siehst du im weißen Kreis? Ist es wirklich nichts?“ heißt es im Text.
Antje Damms versinnbildlicht in ihrem Bilderbuch die Mehrdeutigkeit des Begriffes „Nichts“. Dazu bedient sie sich z. T. gängiger, einfach dahingesagter Formulierungen, die – einmal illustriert – ihre Phrasenhaftigkeit schnell verlieren. In Redewendungen, Aus- oder Sinnsprüchen, Fragen oder Floskeln kommt das Nichts verschiedenartig zur Sprache. Im Bild jedoch offenbart es sich stets in einer konkreten Situation, so dass es eine andere, neue Bedeutung annimmt. Denn mit den Illustrationen entbirgt eine Textzeile neben ihrem buchstäblichen oder konventionellen Sinn auch einen metaphorischen. Beispielsweise kündigt der Text „Nichts und etwas“ an, die Fotografie zeigt eine leere und eine mit Reis gefüllte Hand – als eine Interpretation des Satzes. Egal, ob anhand einer eigenen Skizze oder Illustration, eines Gemäldeausschnittes, einer Collage oder einer Fotografie – das stete Umkreisen des „Nichts“ mündet in ein dialektisches Spiel zwischen Begriff und Bild. Dabei wird der Begriff vom Alltagssprachgebrauch bis ins Philosophische geweitet. Kinder können so erkennen, dass ein schnell daher geredetes „Nichts“ sehr wohl etwas zu bedeuten hat. Schon in Damms Vorläufern, z.B. „Alle Zeit der Welt“, verfolgte die Künstlerin ein ähnliches Konzept, wobei sie auch hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Die Zusammenstellung wirkt wie die kluge Auswahl aus einem sorgfältig geführten „Zettelkasten“ mit den Bereichen Alltag, Philosophie, Kunst und Politik.
„Nichts und wieder nichts“ ist altersoffen und kann im Stillen wie im Dialog erkundet werden. Einzelne Bilder können in einer Gruppe ausgeteilt werden, um gemeinsam herauszufinden, inwiefern sich der Begriff „Nichts“ aus dem Bild ableiten lässt. Gleiches kann mit den Texten geschehen: Wofür steht „nichts“? Aufhänger könnte demnach die Frage sein – Ist denn wirklich „nichts“ (un)möglich?
(Der Rote Elefant 28, 2010)