Christopher Wormell erzählt die bekannte Geschichte in schnörkellosen Sätzen, beschränkt sich auf das Wesentliche: Noah wird von Gott aufgefordert, vor der kommenden Sintflut eine Arche zu bauen und alle Tiere zu retten. Die Bilder verleihen der Tragweite des Auftrags Ausdruck. Der Künstler bedient sich des Linolschnittes. Mit klaren Linien gestaltet er Konturen bei Figuren und Formen, setzt Licht und Schatten ein, um Lebensräume oder Bewegungsrichtungen anzudeuten. Das alles stellt er auf Flächen, die farblich Ton in Ton verlaufen und am Computer bearbeitet wurden. Neben der übergroßen Arche, deren Bug im Anschnitt ins Bild ragt, steht klein der sägende Noah. Mit solchen gegensätzlichen Proportionen kann der Leser eigene Vorstellungen vom Geschehen entwickeln. Der Eindruck von Bildtafeln entsteht durch die schwarzen Rahmen. Jede Figur hat ebenfalls schwarze Konturen. Diese künstlerische Entscheidung erleichtert auch kleinen Kindern die Bildwahrnehmung, denn Figur und Hintergrund sind deutlich abgegrenzt zu betrachten. Schon der Titel verrät, dass im Mittelpunkt die Tiere stehen: kleine und große, dicke und dünne, schnelle und langsame … und davon immer zwei. Insgesamt sechzehn hat der Künstler ausgewählt. Sie sind von oben oder von der Seite, von nahem oder weit entfernt zu betrachten. Mit dem Beispiel der ausgestorbenen Dronte macht Wormell deutlich, wie sehr Schöpfung und Vernichtung beieinanderliegen.
Die intensiven Bilder strahlen Ruhe aus. Das gesamte Layout unterstützt diesen ästhetischen Genuss stehender Bilder. Aber auch der Text ist ein Genuss. Sowohl die Sachtexte, die im Anhang jedem Tier beigefügt sind, als auch die kurzen Zeilen unter den großformatigen Bildern überzeugen durch sprachlich hohes Niveau, durch Wortwahl und Satzbau. (Großes Lob an die Übersetzung!) In wenigen Zeilen wird Wissen über Lebensraum, Nahrung, und Verhalten vermittelt. Und wie die Kleinsten jeder Art heißen ist auch zu lesen.
Neben jedem Sachtext wiederholt sich das große Bildmotiv im Kleinformat. Das kann man nutzen, um ein Memory herzustellen. So lernt jeder Spieler Namen und Eigenschaften der Tiere, der bekannten wie der unbekannten, der lebenden wie der ausgestorbenen. Ein Spiel mit Wort und Bild, bei dem Zusammengehörendes immer wieder diskutiert werden kann.
(Der Rote Elefant 28, 2010)