Der 14. Dalai Lama wurde am 6. Juli 1935 geboren. Er ist das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten. Die dem Amt früher ebenfalls innewohnende Herrschaft hat er an eine gewählte Exilregierung, die ihren Sitz in Indien hat, abgegeben. Er selbst sieht sich als einen buddhistischen Lehrer, der eine Botschaft hat. Seine Adressaten sind vornehmlich junge Menschen, da er ihnen zutraut, sich eine bessere Welt zu wünschen und sich auch dafür einzusetzen. Die Botschaft lautet: Nur mit gegenseitigem Verständnis, Achtung voreinander und Friedfertigkeit lassen sich globale Probleme der Gegenwart lösen und gewalttätigen Auseinandersetzungen beenden. Die Gewalt findet zwischen Individuen statt und zwischen Staaten, aber auch gegenüber der Natur. Damit benennt er den zentralen Glaubenssatz des Buddhismus: Respekt vor allen Lebewesen, Menschen, Tieren, Pflanzen, sogar vor den unbelebten Dingen. Erstaunlich ist der Satz: „Wir müssen einen Weg finden, der über das hinausführt, was wir bisher aus den religiösen Traditionen kennen.“ Ob er damit vor allem die monotheistischen Religionen meint, die alle auf eine Geschichte der Gewalt zurückblicken – vom Alten Testament über Ketzerverfolgung und Hexenverbrennung bis zum islamistischen Terror – wird nicht gesagt. Der Buddhismus ist jedoch eine Religion ohne Gott und ohne Missionierung, er ist eher eine weltliche Ethik, die sich auf Vernunft gründet.
Dieser komplexen Thematik nähert sich das Buch in einer ruhigen Erzählweise und einfachen Sprache. Die Grundzüge des Buddhismus werden entwickelt und das Leben des Dalai Lama wird erzählt, auch die märchenhafte Geschichte von der Findungszeremonie, in der diesmal ein Orakel eine Rolle spielte, in dem es um eine schief angebrachte Dachrinne ging. Sei’s drum. Wichtig ist zu begreifen, dass die Menschen in einer begrenzten Welt leben, in der sie für sich und für die Welt Verantwortung tragen. Und dann können Kinder dem Dalai Lama auch mal Fragen stellen wie: „Essen Sie gern Erdnussbutter?“ oder „Waren Sie schon mal verliebt?“ Diese und andere Fragen wurden von der Autorin, die 2013/14 an vielen Veranstaltungen des Dalai Lama mit deutschen Schulklassen teilgenommen hat, zitiert. Man kann ihm weitere stellen, u. a. über Twitter und facebook! In einer Zeit, in der aus verschiedenen Gründen „Religion“ wieder mal zum heiß diskutierten Thema geworden ist, sollte die buddhistische Lehre nicht vergessen werden. Sie duldet keinen Fanatismus.
(Der Rote Elefant 33, 2015)