Ente und Maus sitzen beim Frühstück, als ein Brief von Biber ins Haus flattert, der vom neuen Damm-Bau kündet. Mit dem Vorschlag, Biber zu besuchen, ist Ente einverstanden. Also machen sich beide auf den Weg – doch Ente bereut ihr Einverständnis schnell: Man könne sich verlaufen, es könnte regnen, man würde sich erkälten, man müsste verhungern und verdursten, der Fuchs würde warten … Maus jedoch ist auf alle Eventualitäten vorbereitet, seien sie auch nur in Entes Kopf. Schließlich sitzen Ente, Maus und Biber gemeinsam am Tisch und selbst Ente muss zugeben, dass der Tag „schön“ war.
„Wird schon schiefgehen, Ente!“ ist eine humorvolle Studie über Toleranz, Gelassenheit und die Kunst des Zusammenlebens. Maus achtet Entes Ängste, folgt ihnen aber nicht, so dass beide ohne Gesichtsverlust bleiben. Maus` Strategie spiegelt sich im pointiert-dynamischen Zusammenspiel von Text und Bild. Fehrs knapper Text, worin Ente ständig plappert, Maus aber nichts kommentiert, stützt gerade aufgrund seiner Kargheit die Wirkung der Bilder. Allein frühherbstliche Farben und klare Landschaftskomposition strahlen so große Ruhe aus, dass stimmungsvoll klar wird, dass Entes Bedenken unbegründet sind. Auch führt ein Wegweiser Entes Angst vorm Verlaufen ad absurdum oder ein Schatten entpuppt sich als winzige Wolke. Überdies bieten die detailreichen Doppelseiten witzige Nebenhandlungen. So begleitet die Wanderer ständig ein Rabe oder hinter einem Felsen spielen Tiere Skat. Wie verschieden die Protagonisten sind, gestaltet Kolly über deren Größenverhältnis, Mimik, Gestik und Körpersprache, aber auch über symbolische Gegenstände. Bereits auf der 1. Doppelseite zeigt sich Entes Garderobe reichlich bestückt mit Schals, Fahrradhelmen, Schirm, Warnweste, Regenjacke, Gummistiefel, Sonnenhut, dickem Pulli …, Maus` Habe dagegen erscheint übersichtlich …
Dass sich auf dem dunklen Heimweg die Angstfrage für Maus nochmal anders stellt, rundet als offenes Ende das positivistisch angelegte Bilderbuch gekonnt ab und böte in Veranstaltungen mit Kindern Raum zum Weiterdenken: über Ängste, Freundschaft, Streit und dessen Vermeidung. Also Themen, die jeden Kita-Alltag bestimmen.
Zum Einstieg könnten Tierbilder dienen, darunter Maus und Ente. Welche traditionellen Eigenschaften haben diese Tiere z. B. in Fabeln und Märchen? Wäre einer knautschig-drallen, leuchtend gelb gekleideten Ente nicht eher Mut und Optimismus zuzutrauen als einer hageren grauen Maus? Geht überhaupt „mutige Maus“ und „ängstliche Ente“? Und warum wird Maus über Ente eigentlich nie wütend?
(Der Rote Elefant 40, 2022)