Nach den preisgekrönten Kinderbüchern „Zeit des Mondes“ oder „Mina“ wendet sich Almond erneut einer Kindfigur zu, deren Leben „kein Kinderspiel“ ist.
Stan verlor früh seine Eltern, ist mickrig und wahrlich kein Draufgänger. Doch über drei Stationen (= drei Romanteile) verändert er sich. Er wird zu „dem ! Stanley Potts!“, dem künftig alles möglich erscheint, was er sich vornimmt, wenn er nur an sich glaubt. Stans Weg bis dahin beginnt in der Fischfabrik des Onkels. Dort muss Stan von morgens bis abends schuften. Alles wird dem Geldmachen untergeordnet. Sogar die Goldfische, die der Junge an seinem Geburtstag auf dem Jahrmarkt gewinnt, landen in Dosen. Auch die zweite Etappe beim Betreiber einer Enten-Angel-Bude mit Goldfisch-Preisen bedeutet für Stan vornehmlich Arbeit. Doch Stan arbeitet gern, macht seine Arbeit gut und findet Freunde in der illustren Jahrmarktsgemeinschaft. Schließlich wird ein berühmter Artist auf Stans „fischige“ Qualitäten aufmerksam. Er kürt ihn zu seinem Nachfolger und trainiert Stan solange, bis dieser ohne Angst ins Piranha-Becken steigt und mit den „Gefährten“ schwimmt und tanzt. Dabei stellt sich die irrige Annahme, Piranhas würden Menschen fressen, als geradezu nützlich heraus!
Bereits mit dem ersten Satz im Vorspann holt der auktoriale Erzähler kindliche Leser unmittelbar in die Geschichte hinein. Durch hintersinnige Fragen oder lebenskluge Erklärungen weckt er im Laufe der Geschichte immer wieder Empathie für den herzensguten Helden nebst dessen Umfeld und regt damit zum Nachdenken über eigene Wertigkeiten, Wünsche und Stärken an. Zudem lässt er Leser am Erzählen – auch dies eine Kunst! – gleichsam selbst teilhaben. Er legt offen, dass es sich hier um eine auf Fantasie gegründete Geschichte handelt. Deren Teile könne man verschieden zusammenfügen, die Geschichte könne so, aber auch ganz anders ausgehen. Witzige, leicht karikierende Bleistiftzeichnungen sowie zeichnerische Textelemente verstärken das Vergnügen an skurrilen Figuren und spannenden Episoden. Almonds feiner Humor zeigt sich insbesondere in seinem Wort- und Sprachwitz, eine Herausforderung für die Übersetzerin, welche diese jedoch überzeugend meisterte. Gerade Almonds ideenreicher Umgang mit Sprache könnte zu eigenen Sprachspielen anregen, z. B. zum Bilden von Alliterationen oder zum Verdrehen von Wörtern. Die Neuerfindungen müssen ja nicht dem sittenhaften und lasterlosen DOOF-Beamten (vom Direktoramt zur oberhoheitlichen Ordnungsbeschäftigung von Fisch und fischigen Dingen) gemeldet werden.
(Der Rote Elefant 32, 2014)