Der Text dieses genialen Bilder-Sachen-Buches fängt gleich mit einem Wortspiel an: „Da kann man nichts machen, du musst was tun.“ Das ist ganz praktisch gemeint und gleichzeitig philosophisch-anthropologisch. Vielleicht mit Ausnahme des Russen Oblomow tun alle Menschen ständig irgendetwas. Das kann handwerkliches, industrielles, künstlerisches oder einfach Alltags-Tun sein. Ohnehin hängt alles zusammen. Gleich die zweite Bildseite beschäftigt sich mit dem Organisieren und verweist darauf, dass die moderne Gesellschaft die Orte von Produktion, Distribution und Konsumtion auseinander genommen und ein vernetztes System geschaffen hat, das nicht mehr so recht anschaulich ist. Und obwohl es noch traditionelles Arbeiten gibt (wie bei den Bäckern, Zimmerleuten, Marktfrauen), lösen sich die festen Vorstellungen von Arbeit auf und führen zum Nachdenken über eine „Beschäftigungsgesellschaft“, in der die Grenzen von Lohnarbeit und Freizeitaktivitäten verschwinden. Das Buch beschreibt und zeigt ganz konkrete Situationen, provoziert aber viele Fragen, die aufs Grundsätzliche zielen. Das Schlussmotto heißt „Freundlich sein.“
Der Illustrator, der offensichtlich eine Vorliebe für bärtige und tätowierte Männer hat, schafft einen zeichnerischen Bogen, von detailgenauen realistischen Situationen bis zu fast surrealen Überzeichnungen der Figuren, ohne dass dazwischen ein Bruch entsteht. Stets mit einem Augenzwinkern führt er den Blick zu immer neuen Entdeckungen.
Für kindliche Leser und Betrachter gibt es eine Fülle von Anregungen. Von der Aufforderung, mal im eigenen Zimmer umherzublicken und nach der Herkunft der vielen Dinge zu fragen bis zum Verfassen eigener Texte zu den zusätzlichen Tätigkeiten auf Vor- und Nachsatz. Reizvoll wären auch zu diesen eigenen Texten assoziative Bildideen wie sie in den Text eingestreut sind. Und schließlich liegt die (philosophische) Frage nah: Was tun die Menschen um mich herum und warum tun wir überhaupt etwas? Ist es möglich „nichts“ zu tun?
(Der Rote Elefant 27, 2009)