Es ist Nacht. Das Zimmer mit zwei vierstöckigen Hochbetten dunkel. Alle schlafen. Bis auf Nono. Der kriegt kein Auge zu, weil Popow so laut schnarcht. Also weckt er Micha. Der soll ihm etwas vorlesen. Davon erwacht Zaza und möchte auch nicht mehr im eigenen Bett bleiben. Tauscht Pedro mit ihm? Nur wenn Pedro Zazas Kuscheltier ausleihen darf! Kaki wiederum hat Durst. Auf jeder Doppelseite steigt ein Hund die Leiter hinauf und ein anderer hinunter. Es wird hin und her geflüstert. Ein weiteres Licht geht an. Am Ende schlafen sieben Hunde ganz oben: im Bett des Vorlesers. Popow, schnarchender Auslöser des nächtlichen Treibens, öffnet am Morgen bestens ausgeschlafen die Vorhänge und weiß von nichts.
Seite für Seite entwickelt die Künstlerin in nachvollziehbaren Schritten eine schon ganz kleinen Kindern vertraute Zu-Bett-Geh-Situation. Gestalterisch schafft sie damit einen Übergang vom einfachen Pappbilderbuch, worin etwas wiederzuerkennen, zu zeigen oder zu benennen ist, zu einer zusammenhängenden Geschichte. Somit berücksichtigt sie zum einen die Rezeptionsmöglichkeiten kleiner Kinder, schiebt diese aber auch ein wenig hinaus. Der Unruhe und Bewegung im nächtlichen Kinderzimmer setzt de Monfreid wiederkehrende Elemente entgegen. Dazu gehört die gleichbleibende Kulisse des nächtlichen Kammerspiels innerhalb der Hochbetten, welche durch das Hochformat des Buches besonders gut zur Geltung kommt. Zusätzlich schaffen Hell-Dunkel-Kontraste, schwarz konturierte Figuren und die Grundfarben Rot, Gelb, Blau auf jeder der 12 Doppelseiten eine überschaubare, klare Struktur. Die acht Hunde wiederum unterscheiden sich deutlich in Charakter und Aussehen und werden auf der Rückseite des Buches noch einmal vorgestellt, wobei die Namen Nono, Popow, Micha, Zaza, Pedro, Kaki, Omar und Jane ein multikulturelles Welpenrudel vermuten lassen. Sie kommunizieren in wenigen Sprechblasen, so dass schon ganz Kleine mit dem Medium Comic in Berührung kommen. Witz, Format und Erzählform lassen dieses – für den DJLP 2018 nominierte – Bilderbuch aus dem übergroßen Angebot an Pappbilderbüchern und Einschlafgeschichten herausragen. Eine Geschichte, die mitwächst, viele Redeanlässe bietet und einfach Spaß macht. Der Reprodukt Verlag Berlin, spezialisiert auf Kindercomics, plant weitere Abenteuer rund um die acht Hundekinder, welche hoffentlich genauso vergnüglich sind wie der Starttitel der Reihe.
(Der Rote Elefant 36, 2018)