Es ist ein heißer Sommertag. Bert fährt mit seiner Mutter und großen Schwester an den Strand. Gerade angekommen, finden die Kinder auf dem Parkplatz einen toten Igel. Während Bert kurz weinen muss, legt seine Schwester ein paar Blumen neben den Igel, wie zur Beisetzung. Dann ist der Vorfall schnell vergessen, die Familie picknickt und die Kinder spielen im Sand. Dabei finden sie einen Käfer, den sie „Krümelbert“ taufen. „Ihm ist bestimmt zu heiß“, weshalb die Geschwister ihn schwimmen und tauchen lassen. Während der Käfer trocknet, bauen sie ihm eine Sandburg. Doch Krümelbert regt sich nicht mehr, er ist tot. Bert beginnt zu weinen und zu toben, bis sich erneut eine Ablenkung findet. Am Ende des Tages kommt den Geschwistern noch eine Idee: Der Igel auf dem Parkplatz wird sich über den neuen toten Freund bestimmt freuen. „Das ist traurig und schön zugleich.“
Wie auch in Unsere Grube (DJLP 2023) steht Emma Adbåges Bilderbuch Wir finden Krümelbert ganz im Zeichen der kindlichen Welterfahrung. Sei es vergnügtes Toben oder ein plötzlicher Wutausbruch: Der Tag am Strand gibt Anlass zu einer ganzen Bandbreite an Emotionen.
Adbåge stellt sie in reduzierten Aquarellzeichnungen charakterstark dar. Berts Gesicht wird knallrot und verzieht sich in cartoonartigem Entsetzen. Im Fokus der Geschichte steht der Kontrast von kindlich unbedarftem Spiel und der Endlichkeit des Lebens. Mit Kontrasten und ungewöhnlichen Proportionen arbeitet Adbåge auch in der Bildgestaltung. Helle, erdige Farben der Natur treffen auf bunte Habseligkeiten der Familie. Tiefschwarz sind die nadellosen Bäume und ein Schwimmring, signalrot das Auto, ein Handtuch und Berts Badehose: Die Verwendung der beide Farben muten wie eine Störung des heiteren Strandtags an.
Der Tod wird hier, abgesehen von Berts emotionalen Ausbrüchen, durchaus nüchtern betrachtet. So beschreibt die große Schwester als Ich-Erzählerin den Fund des Igels sachlich: „Auf dem Igel sitzen ganz viele Fliegen und man sieht ein bisschen Blut.“ Adbåge gelingt es, mit ihrem humorvollen Erzählstil und der Darstellung kindlicher Unmittelbarkeit, wie nebenbei ein für viele Erwachsene als schwierig geltendes Thema realitätsnah abzubilden.
Welche Situationen fallen Kindern ein, die traurig und schön zugleich sind?