Die Brüder Robert fotografieren seit 30 Jahren Gegenstände und Objekte, Gebäude und Gebilde des menschlichen Alltags, besser, deren „Gesichter“. Mit ihren mehr als 130 Fotografien in diesem Buch lehren sie konzentriertes und entdeckendes Sehen. (Fast) jeder Gegenstand ist frei gestellt und vor einfarbigem Hintergrund fotografiert, seiner eigentlichen Umwelt entnommen. Mal treten zwei Dinge auf gegenüberliegenden Seiten in einen Dialog, dann wieder weitet sich ein Gegenstand auf eine Doppelseite und scheint einen Monolog zu führen. Jedes Foto ist dem Konzept einer Schule des Sehens entsprechend genau komponiert und ausgeleuchtet: Das Licht fällt auf das für die Fotografen Wesentliche, auf die vermeintliche Nase, den scheinbar nach oben gezogenen Mundwinkel oder das einladende Gesicht eines Fernsehapparats in der öffentlichen Telefonzelle. So lenken die Künstler den Blick des Betrachters. So entsteht der Eindruck von einem Lächeln oder Weinen. So entstehen Geschichten. Glücklicherweise fehlt jeglicher Text. Das schafft Raum für einige Wörter, Sätze und Geschichten.
„Gesichter“ erinnert an ein Buch desselben Verlages: Die ganze Welt (DJLP 2000), ist in seiner künstlerischen Konsquenz jedoch noch überzeugender.
Für Projekte der Lese- und Sprachförderung aller Altersgruppen, auch für den „Deutsch als Fremdsprache“-Unterricht ist dieses Buch ideal. Unsere Sprache hat für missvergnügte, ratlose, verdutzte oder einfältige Gesichter zahlreiche Redewendungen gefunden.
Die lassen sich ebenso gut zuordnen wie vorbereitete Wortkarten mit Adjektiven: Ein Gesicht machen wie sieben Tage Regenwetter oder sein Gesicht wahren und hoffentlich nicht verlieren. Gesichter sprechen Bände.
(Der Rote Elefant 23, 2005)