Nur Mama darf Stig „Zwiebelchen“ nennen. Der Siebenjährige fühlt sich als Außenseiter, besonders weil er keinen Vater hat. Elmar schon … Dessen Papa bringt ihn sogar morgens zur Schule. Überdies besitzt Elmar ein schickes Fahrrad. Und wenn dieser glückliche Elmar über Stig auch noch kichert, langt Stig schon mal hin. Doch nun steht Weihnachten, die Zeit des Wünschens, vor der Tür.
Stig hat nur zwei Wünsche: ein Fahrrad und ein Treffen mit dem unbekannten Vater. Aber für ersteres hat Mama kein Geld und über den Vater weiß sie selbst nur noch, dass er in einer großen Straße in Stockholm lebt. Stig war die Folge einer Zufallsbekanntschaft, welche die Mutter nicht vertiefen wollte. Sie will gar nicht wissen, wo der Mann ist. Zwiebelchen schon und so entwickelt er verschiedene Strategien zur Erfüllung seiner Wünsche. Dabei lernt er Karl kennen, einen schrägen Vogel, der Autos repariert und Hühner hält. Er soll die Hühner sogar hypnotisieren können! Vielleicht auch Mama? Obwohl Karl diese Gabe dann doch nicht besitzt, entwickelt sich zwischen beiden Außenseitern eine vorsichtige Freundschaft, die bei der Schulweihnachtsfeier auf eine harte Probe gestellt wird. Nach dramatischen Ereignissen, wobei auch ein Fahrrad verschwindet, hat die Adventsgeschichte ein gutes Ende. Den Heiligabend verbringen Mama, Karl und Zwiebelchen gemeinsam. Dabei sagt Karl: „Man ist nur richtig, weil man sich richtig fühlt.“ Damit fasst er Zwiebelchens vorweihnachtliche Konflikte und Abenteuer in Kürze zusammen.
Wie in „Ich, Gorilla und der Affenstern“ führt Frida Nilsson mit dem ihr eigenen Humor eine ungewöhnliche Familienkonstellation vor, die wiederum von Anke Kuhl in witzig illustrierten Kapitelanfängen aufgegriffen wird. Bewusst siedelt Nilsson die Problematik in einer emotional besetzten Zeit an, die vom Klischee der „heil(ig)en“ Familie bestimmt ist. Auch wenn manche Kapitel etwas komprimierter sein könnten – der Erzählton entspricht konsequent der Sicht des Kindes und vermittelt dessen moralische Konflikte bzw. Gefühle wie Wut, Neid, Eifersucht, Trauer, Scham. Neben ihrem liebenswerten Helden überzeugen auch die beiden Erwachsenenfiguren, gerade weil sie in eigene Konflikte verstrickt sind und so dem Kind gegenüber z. T. falsch reagieren. Letztlich siegen im Mutter-Sohn-Konflikt Liebe und Aufrichtigkeit. Manche Probleme sind nicht zu lösen, aber Offenheit und Vertrauen helfen, dies zu akzeptieren. Da „Frohe Weihnachten, Zwiebelchen“ in 24 Kapiteln erzählt ist, eignet sich das (für den DJLP 2016 nominierte) Kinderbuch zum allabendlichen kapitelweisen Vorlesen ab 1. Dezember und natürlich als Weihnachtsgeschenk.
(Der Rote Elefant 34, 2016)