Das Buch-Cover ruft sofort ein Lächeln hervor! Der Titel leuchtet mehrfarbig, umgeben von viel Grün, das als Farbe der Hoffnung das ganze Buch bestimmt. Darin überlegt ein lyrisches Ich, wem es Hoffnung verkaufen bzw. schenken würde, hätte es einen Laden.
Gianni Rodaris nur zwölf Zeilen umfassendes Gedicht, bereits 1960 in einem Lyrikband erschienen, wurde nun separat ediert und von Francesca Ballarini illustriert, um der gegenwärtigen Pandemie etwas entgegenzusetzen. Jeder Gedichtzeile widmet die Künstlerin eine Doppelseite, wobei ihre mal malerisch-flächig, mal detailliert-kleinteilig gestalteten Bilder, ausgeführt mit Acrylfarben, Graphit- und Buntstiften, den gesellschaftskritisch intendierten Text lebensbejahend abrunden. Immer wieder verdrängen Farben das Schwarz innerhalb der Bilder, Objekte schweben, Buchstaben wachsen über sich hinaus als würden sie sagen: Hoffnung ist groß! Rodaris lyrisches Ich ist für Ballarini ein Junge. Dieser schaut anfangs nachdenklich-lächelnd himmelwärts und malt dann das H von Hoffnung mehrfarbig aus. Später taucht dessen Hand mit einem Pinsel am oberen Bildrand auf, um mit üppigem Farbauftrag das vorherrschende Schwarz zu bannen. Aber Ballarini greift auch Rodaris Kritik auf, etwa zur Zeile „Hoffnung, supergünstig“, worin sie in Schwarz-Weiß den Kontrast zwischen Werbeversprechen und Armut ins Bild setzt. Im Sinne der Hoffnungs-Botschaft fasziniert besonders das Gesicht eines Mädchens hinter einem Glas mit bunten Murmeln (oder Seifenblasen). Es scheint, als blicke das Mädchen wie durch ein Vergrößerungsglas auf das Auf und Ab der Welt, worin alles in Bewegung und damit möglich ist.
Am Buchende ist zu erfahren, dass der Text 2020 – anlässlich von Rodaris 100. Geburtstag – in der EU-Kommission als Zeichen der Solidarität mit dem von der Pandemie schwer getroffenen Italien vorgetragen wurde. Damit korrespondiert das Schlussbild, wo Vertreter aus ganz Europa in einer Art Arena dem Gedicht zuhören. Das Rund des Ortes spielt somit darauf an, dass alle Menschen der Erdkugel füreinander Verantwortung tragen.
Rodaris Ich-Sätze „Wenn ich hätte … würde … gäbe ich …“ stehen im utopisch zu verstehenden Konjunktiv. Parallel vermittelt sich, dass Hoffnung überlebenswichtig, jedoch nicht für Geld und in keinem Laden zu haben ist. Sie reicht für alle, auch wenn man sie teilt.
Zweifellos regt die Idee, Hoffnung könne irgendwie weitergegeben werden, die Fantasie an. Zu erkunden wäre, ob bereits Vorschulkinder mit dem abstrakten Begriff etwas anfangen können. Was hoffen sie für sich, was für andere? Würden sie Hoffnung malen, welche Farbe hätte sie? Wäre sie dick oder dünn? Und als Brücke ins Buch: Gäbe es einen Hoffnungs-Laden, welche Hoffnungen würden darin angeboten?
(Der Rote Elefant 40, 2022)