Die wundersame Suppe des Monsieur Lepron
Aus dem Italienischen von Ulrike Schimming
48 Seiten
ab 4 Jahren
€ 20,00

Monsieur Lepron kocht Suppe, nur einmal im Jahr. Eine ganz besonders köstliche Suppe, deren Rezept niemand kennt, auch keines seiner vielen Hasenfamilienmitglieder. Das spricht sich herum und bald wimmelt es von neugierigen Feinschmeckern, die in den Genuss dieser wundersamen Suppe kommen wollen. Und dann, eines Tages, steht da eine Fabrik, die Leprons Suppe in großen Mengen produziert und in die ganze Welt verkauft …

Dieses Buch ist eine Herausforderung. Nicht nur die nostalgischen Aquarell-Illustrationen, auch die Rückbesinnung auf das Einfache und „Hausgemachte“ muten auf den ersten Blick altbacken an. Die Assoziation mit Beatrix Potters „Peter Hase“ ist beabsichtigt: Die Hasen sind ausgesprochen putzig, Kleidung und Wohnungseinrichtung wirken – wie schon bei Potter – aus der Zeit gefallen. Doch dieser Eindruck wird charmant und fast unauffällig in Text und Bild unterlaufen. Etwa, wenn der Igel auf dem Klo Zeitung liest, der Suppentopf aus dem Versandhaus kommt, die Spinne in der Suppe fast ersäuft oder Leprons Suppendosen Assoziationen zu Andy Warhols „Campbell’s Soup Cans“ wecken. Wenn dann die Hasen in der Suppenfabrik Haarnetz, Schutzbrille und Mundschutz tragen wird klar, dass es hier nicht darum geht, der „guten alten Zeit“ zu huldigen, sondern um Massenproduktion, Vermarktung, Übersättigung und üble Nachrede.

Zoboli und Di Giorgio zollen nicht nur stilistisch Beatrix Potter (die wie Monsiuer Lepron an der erfolgreichen Massenvermarktung ihrer Produkte beteiligt war) Tribut, sondern auch Joel Chandler Harris, dessen Brer-Rabbit-Geschichten Potter beeinflussten. Bereits 1907 spielten Harris’ scheinbar naive Geschichten mit anthropomorphisierten Tieren auf damalige Realität an und markierten Anfänge heutiger Verwerfungen.

Herausfordernd wäre auch die Beschäftigung mit dem Buch. Wie reagieren größere Kinder, wenn die niedlichen Bilder plötzlich einen so aktuellen Zeitbezug bekommen? Auch kleinere Kinder können mit dem Buch erkennen, dass der Besuch eines bestimmten Hasen deshalb so besonders ist, weil er nur einmal im Jahr stattfindet.