„Ein Mann liebt eine Frau ganz doll. Und sie ist auch ganz liebevoll. Sie schauen sich an, sie küssen sich, berühren sich ganz vorsichtig, und schließlich, eher spät als zeitig …“

Und was passiert danach zwischen den Erwachsenen? Diese und andere mögliche Kinderfragen rund um Sexualität, Schwangerschaft und Geburt beantworten Autor Hans-Christian Schmidt und Illustrator Andreas Német in ihrem dritten gemeinsamen Buch sehr direkt. Schmidt liefert dazu humorvolle, aber die Vorgänge genau beschreibende Reime, Német kindlich anmutende kraklige Buntstiftzeichnungen. Bleiben Schmidts Reime ort- und zeitlos, wählt Német einen an alte Fotos erinnernden beigen Hintergrund und siedelt das Szenario anfangs in der Steinzeit an. Folgerichtig zieht sich das fellbekleidete Strichmännchenpaar mit den roten Extremitäten und den schwarzen, abstehenden Haaren „ausgehost“ und „ausgerockt“ in eine Höhle zurück. Ergänzend zu deren Liebesakt stellen Höhlenzeichnungen weitere Variationen des Liebesspiels dar und später das befruchtete Ei im Bauch der Mutter. Doch bereits ins historische Ambiente streut Német kleine Details ein, um anzudeuten, dass sich das ganze Szenario auch heute abspielen könnte. Da trägt die Ärztin einen Arztkittel samt Stiften in der Brusttasche, die Großeltern bringen Geschenke und der Vater zimmert eine Babywiege. Überdies sind bei genauem Hinsehen Verweise auf weitere Zeugungsvorgänge in der Natur über kleine Nebenhandlungen zu entdecken, wie z. B. bei Libelle und Blume. Auf der letzten Doppelseite kommen Paar und Baby in der Gegenwart an, was sich auch in der Andersfarbigkeit der Seite zeigt. So wird konzeptionell klar, dass Kinder schon immer so gemacht wurden. Aber: Können nur Hetero-Paare Kinder kriegen und aufziehen? Auch darauf haben die Bilderbuchmacher eine zeitgemäße Antwort: „Natürlich können auch zwei Frauen verliebt auf ihren Säugling schauen. Zwei Männer auch. (Wie die sich lieben, das sei ein andermal beschrieben …)“. Hoffentlich ist „andermal“ bald!