Einer orthodox-jüdischen Gemeinde wurde das Leben in einer Stadt an der Ostküste der USA zu teuer. So entschieden viele ihrer Mitglieder, in eine kleinere Stadt umzusiedeln. Dort mieteten sie Räume, um eine Schule und eine Synagoge unterzubringen. Auch ein Supermarkt wurde eröffnet und ein Hochhaus für weitere Zuzüge geplant. Doch im letzten Augenblick verweigerte der sich liberal gebende Stadtrat die Baugenehmigung. Es folgen diffamierende Darstellungen in den Medien, Hakenkreuze auf dem Friedhof, körperliche Angriffe und schließlich sogar ein bewaffneter Überfall auf den jüdischen Supermarkt.
Das ist sozusagen die äußere Geschichte. Die innere ist die des 16-jährigen Ich-Erzählers Jehuda/Hoodie, der sich in ein nichtjüdisches Mädchen verliebt, ausgerechnet die Tochter der Bürgermeisterin. Das ist nicht nur für ihn ein großes Problem, da jetzt seine Gefühle gegen seine orthodoxe Sozialisation aufbegehren. Er wird auch von der Gemeinde gemaßregelt, seine Freunde ziehen sich zurück und die eigene Familie geht auf Distanz, außer der älteren Schwester Zippy, die zu ihm hält. Verwickelt in die dramatischen Abläufe der antisemitischen Angriffe geht es am Ende – wenn auch knapp – für ihn gut aus und er kann mit Anna-Marie Zukunftspläne entwerfen.
Isaac Blum führt den ganzen Kosmos von Ritualen, Geboten und Verboten vor, der den Alltag und die ganze Lebensführung streng gläubiger Juden eingrenzt. Dazu gehören aber auch diskursive Praktiken, in denen überlegene Talmud-Kenner im Disput gewinnen können. Hoodie will gewinnen, sich dabei treu bleiben und nicht einsehen, wieso sein persönliches Glück an der Mauer der Verbote zerschellen soll. Blum gelingt über seinen souveränen Erzähler eine wertungsfreie Einführung in jüdisch-orthodoxes Denken, was mehrdeutige Schlüsse zulässt. Damit kann Blums Debüt auch als eindrucksvolles Plädoyer für Humanität gelten, das engstirniges Verbotsdenken, auch wenn es religiös motiviert ist, obsolet erscheinen lässt. Mit Hoodie schuf Blum zweifellos einen Sympathieträger, an dessen Verliebtheit, Skrupeln und ironisch-widerständigem Denken Leser*innen empathisch Anteil nehmen können, wobei Du-Ansprache und doppeldeutige Appelle an deren Vorstellungskräfte zusätzlich Nähe bewirken. Trotzdem bedarf es einer gewissen intellektuellen Anstrengung, ohne erläuterndes Register die vielen religiös besetzten Begriffe zu entschlüsseln. Masel tov! Viel Glück!