Nach dem Einstieg des englischen Verlags, der ursprünglich vorwiegend Bilderbücher, Spiele und Ausmalbücher edierte, in den deutschen Markt, sind nun die ersten Bände der Reihe „Kleine Bibliothek Großer Persönlichkeiten“ erschienen. Natürlich ist eine Perspektive auf die Geschichte, die auf „große“ Persönlichkeiten fokussiert und dabei die eigentlichen historischen Triebkräfte vernachlässigt, fragwürdig. Aber Nelson Mandela ist dann doch eine so wichtige Figur, über die man auf viele, auch höchst aktuelle Fragestellungen kommen kann, sodass man über ihn und seinen Lebenslauf schon etwas wissen sollte. Er war nicht nur für sein eigenes Land von überragender Bedeutung, sondern wurde über viele Jahre auch zu einer Symbolfigur für den Kampf gegen Rassismus und die Folgen von Kolonialismus und Entkolonialisierung, wie es etwa für Indien Mahatma Gandhi war. Letzterer wird im Text auch einmal erwähnt, aber ohne nähere Informationen. Das (kleine) Buch folgt Mandelas Autobiographie, auf die im Anhang verwiesen wird. Es beginnt mit der Kindheit, beschreibt die harten Bedingungen, unter denen er aufwuchs, und wie er trotz vieler Rückschläge sein Ziel, Anwalt zu werden, schließlich erreicht. Seine Rolle im ANC wird dargestellt, der Kampf gegen die Apartheidgesetze, die ständigen staatlichen Repressionen und schließlich die Verurteilung und Verbannung auf die Gefängnisinsel Robben Island. Über die politischen Ziele des Präsidenten Mandela wird nur kurz informiert. Unerwähnt bleibt, dass die sozialen und politischen Probleme des Landes bis zu seinem Tod 2013 und danach nicht gelöst wurden, sondern sich durch Korruption und parteiinterne Machtkämpfe nur verlagerten, aber doch fortsetzten. Trotzdem ist es wichtig, die Person Mandelas und die Motive seines Handelns in Erinnerung zu behalten.
Die einfallsreiche Gestaltung des Buches macht die Erzählung lebendig und für junge Leser*innen anschaulich. Durchgängig wird der Text illustriert, leicht abstrahierte Figuren und Szenen kommentieren den Text, manchmal im Stil von Comics. Wechselnde Farbgebung der Seiten, Sprechblasen, Zeitungsschlagzeilen und Demo-Slogans binden die Konzentration immer wieder neu. Die Dramatik der Situation vermittelt sich über eindrucksvolle Doppelseiten, angefüllt mit Stacheldraht oder Strichlisten über abgesessene Gefängnistage. Zu erwarten und zu hoffen bleibt, dass die Lektüre weiterführende Fragen aufwirft, etwa nach den Ursachen des Kolonialismus und nach der Geschichte anderer, vergleichbarer Länder. Titel dazu lassen sich in jeder Ausgabe des Roten Elefanten leicht auffinden.
(Der Rote Elefant 37, 2019)