Eine bunte Mischung von afrikanischen Tieren bevölkert die Buchseiten, aber die Hauptpersonen sind Ratz Ratte und Elefant, zwischen denen ein Streit um Nahrungsvorräte für eine jederzeit mögliche Hungerperiode entsteht. Unter dem Vorwand, die Vorräte besser verwahren zu können, luchst Elefant Ratz Ratte ein paar Säcke mit Nahrung ab und rückt sie nicht wieder heraus. Darüber entzweien sie sich, bis Elefant sein Unrecht einsieht und es schließlich wieder zur Versöhnung kommt. Denn: Freunde müssen in der Not zusammenhalten.
Eine einfache Geschichte, verwandt mit europäischen Fabelmotiven, aber eben doch in besonderer Weise auf Afrika, der Autor lebt in Tansania, bezogen. Die Meldungen über Dürrekatastrophen oder Hungersnöte aus anderen Gründen sind tagesaktuell. Doch belehren will John Kilaka nicht. Die farbenfrohen Tableaus seiner Bilder assoziieren eher Lebensfreude und Optimismus. Dem sorgfältigen Beobachter fallen spezifische Details auf: traditionelle Hütten, Bastmatten, Kalebassen, ein afrikanisches Brettspiel und vor allem die bunten Kleiderstoffe, Kennzeichen afrikanischer Märkte. Verspielte Elemente sind der Ohrring der Giraffe, die Perlenkette des Flusspferds oder die Springbockpfote, die dem Löwen aus der Hosentasche lugt, vielleicht als eiserne Ration gedacht.
Die geschlossene Komposition der einzelnen Bilder, atmosphärische Farbgebung und ornamentale Pflanzenarrangements laden zum ruhigen Betrachten ein und zur Begegnung mit einer Welt, in der die Lust an der Farbe eines ihrer wesentlichen Merkmale ist. Vorschulkinder könnten im Bilderbuchkino die Geschichte der Bilder nacherzählen und für einen Dialog Rollen der verschiedenen Tiere sprechen.
(Der Rote Elefant 23, 2005)