„Dieses Buch geht über mich und über einen Helden und über eine Königin und über einen Tiger und einen Comic und eine Taube und noch viel mehr.“ So stellt sich der Held auf der Buchrückseite selbst vor. „Noch viel mehr“ meint dabei vieles, was er irgendwann mal macht: „mal“ was malen, was misslingt, … den Bus verpassen, … ein Wort suchen, … sich etwas nicht zu sagen trauen, … ein Spiel verlieren, … was werden müssen und überhaupt „alles Mögliche müssen“! „Noch viel mehr“ meint aber auch, dass der Held über all das mal naiv-assoziativ, mal tiefsinnig nachdenkt. Vor Beginn der 15 abwechslungsreichen „Als ich mal …“ Text-Bild-Geschichten offenbart der Held seinen „doofen“ Namen Deef, den ihm die nun getrennten Eltern als Baby „mal“ gegeben hätten. Zwei schwarze Federzeichnungen zeigen Deef von vorn und hinten. Doppelsinnig bemerkt der gar nicht doofe Deef: Die Rückseite könne er „selber nicht sehen“. Und so beleuchten Deefs Nachdenkereien stets zwei oder mehr Seiten von Menschen und Sachverhalten. Ist der Java-Tiger wirklich ausgestorben, wenn Deef ein Referat über ihn hält? War das Referat gut, wenn danach die Frage kommt: „Können Menschen auch aussterben?“ Warum ist ein Mann unglücklich, obwohl er jedes Spiel gegen sich selbst gewinnt? Und was ist „was Normales machen“? „Eigentlich ist keiner normal, weil alle anders aussehen“. Im Begleitbild treffen 2 x 5 verblüfft blickende Deefs aufeinander.
Wie oft in ihren Büchern umkreist die renommierte niederländische Künstlerin auf gekonnt bilderzählend-spielerische Weise Facetten zur Formung einer Persönlichkeit zwischen Außenlenkung und Selbstbestimmung. Beispielhaft für Heranwachsende nimmt Deef nichts nur „mal“ so hin, sondern muss durch viele Türen und über viele Treppen, um „seinen“ Weg zu finden. Dazu gehören Denk(um)wege, Irritationen mit Freunden oder Eltern, Fragen über Leben und Tod und die Zeit, aber auch das vergnügliche Abklopfen von Wortbedeutungen. Arbeiten auf Kinderbauernhöfen Kinder als Bauern und betreuen Tierkinder? Deefs Weltwahrnehmung, Wünsche, Ängste, Zwänge und Entscheidungen liefern viele Impulse zur Identifikation als auch zum Widerspruch. Zum Einstieg wären die Kapitelüberschriften „Als ich mal …“ (s. auch Cover) geeignet. Kinder könnten eine auswählen und mit schwarzem Stift oder Feder in einer Text-Bild-Folge ihre Erfahrungen gestalten. Je nach Auswahl würden dann die Deef-Episoden damit verglichen und diskutiert.
(Der Rote Elefant 39, 2021)