Auf einer Blumenwiese liegt ein älterer, fein gekleideter Herr und lächelt zufrieden. Was macht ihn so glücklich und welche Rolle spielen rote Blumen dabei?
Herr Momo lebt allein im obersten Stock eines italienischen Palazzos und ist ein Gewohnheitsmensch. Egal bei welchem Wetter, er trägt jeden Tag die gleiche Kleidung, macht alles zur selben Zeit, isst dieselben Dinge und macht sich jeden Morgen auf, um die gleiche Runde spazieren zu gehen. Sein Weg führt ihn durch den Park, in die Stadt, wo er die verschiedensten Menschen trifft, und viele kleine Abenteuer erlebt, bis ins Museum, wo eine geheimnisvolle Begegnung sein Herz jeden Tag von Neuem zum Tanzen bringt.
All jenen gewidmet, „die keine Angst davor haben, fliegen zu lernen“ regt das Buch auf ruhige Weise an, sich Zeit zu nehmen für die kleinen Freuden und wichtigen Dinge im Leben: gutes Essen, Bewegung, Kunst, Kultur, Freundschaft und Liebe. Es inspiriert zu mehr Achtsamkeit im Alltag und kann als Ode an den italienischen Lebensstil gelesen werden. Ganz gleich, was Herrn Momo passiert, er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen – egal ob es regnet, er Schlange stehen muss oder ihm beim Fahrradausflug eine Meute Tiere folgt.
Der durch seine heitere Einfachheit bestechende, poetische Text von Autor Luca Tortolini wurde von Judith Auer aus dem Italienischen übersetzt und entsprechend locker und amüsant mit zarten Buntstiftzeichnungen illustriert. Die sich über Doppelseiten erstreckenden Bilder regen, dank kleiner Details und Neben-Szenerien, zum Entdecken und Weiterspinnen der Erzählung an. Manchmal sind Bild und Text gegenläufig, so, wenn Herr Momo Tauben füttert, Judith Auer ihn die Brotkrumen aber zwei Löwen zuwerfen lässt. Dies sorgt ebenso für Irritation und Verwunderung, wie weitere fantastische Bildelemente.
Im Zentrum von Auers Illustrationen stehen zwischenmenschliche Interaktionen: Junge und Alte stehen neben Punks, hetero- und homosexuellen Pärchen, People of Colour oder Menschen mit Behinderung, womit gesellschaftliche Vielfalt sichtbar gemacht wird. Botanik, Architektur und Kunstwerke verweisen darauf, dass es sich bei der Stadt um Florenz und bei dem Museum um die Uffizien handelt. Im Raum mit den dort ausgestellten weltberühmten, allegorischen Gemälden Sandro Botticellis findet Herr Momo Sinnbilder für seine Gefühle und seine heimliche Liebe.
Was macht glücklich? Zum Einstieg in eine Veranstaltung könnte Kindern (und Erwachsenen) Zeit gegeben werden, um dies mit Buntstiften ins Bild zu setzen. Eine aus den entstandenen Bildern gehängte, kleine Ausstellung, inklusive einer Illustration aus dem Bilderbuch, würde vielfältige Glücksmomente offenbaren und – im gemeinsamen Austausch – zu Herrn Momo führen.