Die titelgebende „Knackwurst“ samt Kind und Hund in einer „Rakete“ auf himmelblauem Einband verspricht Spaß. Diesen hält Jeschkes Gedichtsammlung durchaus bereit, aber die 57 Gedichte, welche viele Facetten des Alltags von Kindern aufgreifen, regen darüber hinaus auch zum Nachdenken und Philosophieren, Hinterfragen und Be-Achten, Weiterspinnen und Weiterdrehen an. Ausgehend von kindlichem Denken und Fühlen beschreiben die Überschriften der acht Kapitel eher Stimmungen denn konkrete Themen und bieten damit bereits Assoziationsspielräume: etwa „Frisch und froh“, „Grau und flau“, „Fest und Glanz“ … Dieser Offenheit entspricht Jeschkes Bandbreite lyrischer Formen: vom Vierzeiler bis zur Ballade, vom Bildgedicht bis zum Haiku … Häufig nimmt Jeschke Sprache wortwörtlich. Da wird beim Fasching im Tierpark der Kran„ich“ zum Kran„du“, die Gans zu „Halb“, zeigt sich in der „Fußballade“ die Poesie einer Reportage (brandaktuell mit Fußballstars besetzt), gibt es ein „Trauriges G-dicht“ und wird in „Die Schule“ ein Loblied auf die Bücherei gesungen. Das letzte Kapitel „Wort und Spiel“ treibt die Sprachspielerei auf die Spitze! Hier kommt es auf genaues Hinsehen und lautes Lesen an. Wessen Lachmuskeln hier nicht gereizt werden, der ist für die Lyrik verloren!
Die heiter-überspitzten, mit kräftigen Farben ausgeführten Zeichnungen und Aquarelle von Maja Bohn, mal als Vignette, mal ganzseitig gestaltet, treffen genau die Stimmung der jeweiligen Texte und fügen liebevolle, poetische oder witzige Details hinzu. So etwa, wenn Tiere und Kinder bei einem Geburtstagsfest mittels Trinkhalmen genüsslich roten Saft aus einer Flasche schlürfen, wobei sie sich am Ende der geknickten Halme selbst in den Kohlensäureblasen des Saftes lümmeln.
Der Untertitel „Für Kinder und alle, die es werden wollen“ trifft die Intention der Sammlung genau, zumal dieser auch auf „willige“ Erwachsene abzielt. Zwar können Kinder im Grundschulalter die Gedichte allein lesen, mehr Spaß aber macht es gemeinsam mit anderen: Kindern und/oder Erwachsenen. Dabei empfiehlt sich gegenseitiges lautes Vorlesen, zumal sich mancher Witz oder Name nur Erwachsenen erschließen dürfte. Daraus können sich jedoch Fragen, Gespräche und Nachforschungen ergeben (z. B. bei „Herr Hokusai“). Überdies machen die Sprachspielereien Lust auf eigene Versuche. Nicht zuletzt wecken sie Appetit auf mehr. Den kann man dann z. B. mit Jeschkes „Wechstabenverbuchsler“ (RE 28) stillen.
(Der Rote Elefant 39, 2021)