Tür auf für die geheimnisvolle Welt der Buchstaben! Eine Welt, die – wie man an dem neuerlichen Streit um die Schreibschrift oder bei den Streitfällen um Groß- oder Klein-schreibung wieder sehen kann – gar nicht so festgefügt und unveränderbar ist, wie man manchmal denkt. Aber um die Rechtschreibreform geht es hier nicht, sondern um Ent-deckungen und Zaubern mit den 26 Buchstaben des Alphabets. Dazu brauchen die Kinder zunächst nur die Kenntnis ihres Namens und den einiger Tiere oder die Fähigkeit, Kürzel auf Autokennzeichen zu entziffern. Erstaunlich viele Wörter können sich in einem einzigen vorgegebenen Wort verstecken, wenn nur der ein oder andere Buchstabe weggelassen oder vertauscht wird – gar nicht zu reden von solchen, die man zum Beispiel von vorne und von hinten lesen kann. Palindrom nennt man so etwas und ein Akrostichon entsteht, wenn die Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter selbst wieder einen Sinn ergeben. So kann man etwa die Buchstabenfolge „MAUS“ mit Sinn erfüllen, indem man das Tier als M-unter, A-usdauernd, U-ngeduldig und S-chnell beschreibt. So geht es spielerisch weiter zu Sprichwörtern, Redensarten, Zungenbrechern und Nonsensversen. Auf jeder Seite ergeben sich Anregungen für Kinder (oder phantasiebegabte Erwachsene) neue Wörter zu suchen, mit denen man ähnlichen Schabernack treiben kann. Insofern handelt es sich weniger um ein Lese- oder Buchstabier-, sondern um ein Anregungsbuch, das über sich selbst hinausweist.
Diese inhaltliche Tendenz wird durch die farbenfrohe und ideenreiche Gestaltung unterstützt. Lustige Tiere sind überall unterwegs, krabbeln aus den Seiten heraus oder blicken vom Rand her in sie hinein Ein ganzes Bestiarium ist unterwegs, das benannt und ausgesprochen werden will. Das Buch bedient die Neugier der Kinder, die verwundert bemerken, dass ein Krakel plötzlich eine Bedeutung erhält, wenn er eine bestimmte Form bekommt. Neugier und Spaß an der Sache sind sicher auch die Motive des Autors, von dem man sich weitere Portionen seiner Such- und Sammelleidenschaft wünscht, die sich dann an ältere Kinder richten und Zugänge zu Sprach- und Bedeutungsgeschichte unseres Wortschatzes ermöglichen könnten.
Zwei Korrekturen sind bei einer 2. Aufl. unbedingt zu beachten: Das Silben-Treppen-Spiel S. 31 hält sich nicht an die Silbentrennung und der Berlin-Klassiker „Ich sitze hier und esse Klops…, S. 59, ist nicht korrekt berlinisch wiedergegeben.
(Der Rote Elefant 29, 2011)