Im Traum erleben die Geschwister Pit und Peggs mit ihren Freunden Will und Meg eine rasante Autofahrt nach Nizza zur Blumenparade. Dorthin fahren sie im gelben Cabrio, das mit überdimensionalen Sonnenblumen geschmückt ist. Die Fahrt erweist sich als an Hindernissen reich. Immer, wenn Pit einen Schluckauf bekommt, passiert etwas Ungewöhnliches: Eine Wolke formt sich zum Mund, der andere Autos wegpustet. Vor einer Serpentine zerfallen Motoren anderer Autos und deren Ventile und Kolben verwandeln sich in bedrohliche Roboter, welche die Fahrbahn blockieren. Am Ende all dieser Abenteuer kommen die Vier jedoch glücklich in Nizza an.
Eigenartig nostalgisch muten die Figuren mit gepunkteter blauer Krawatte bzw. gepunkteter roter Schleife an. Sonderbar naiv wirkt das Auf und Ab des Geschehens, das nicht immer überzeugend erzählt wird. Kein Wunder.
Hier liegt ein Fragment aus dem Jahre 1936 vor. Im Exil planten der Autor Michael Loewen und sein Freund, der jüdische Maler Felix Nussbaum, einen Trickfilm für Kinder. Jedoch konnten sie ihr Vorhaben nie beenden. Nussbaum, ein deutsch-jüdischer Maler der Neuen Sachlichkeit, lebte im Juni 1944 mit seiner Frau in Brüssel im Untergrund.
Das Ehepaar und mit ihnen 200 weitere Juden wurden verraten und in Auschwitz ermordet. „Wenn ich untergehe, vergesst meine Bilder nicht.“ Diesem Vermächtnis stellte sich der Karikaturist und Illustrator Frank Hoppmann gemeinsam mit Autorin und Regisseurin Dörte Grimm im Auftrag des Felix-Nussbaum-Hauses Osnabrück. Dort befindet sich neben 200 Originalen auch eine Mappe mit 29 Schwarz-Weiß-Fotos und das unvollendete Manuskript zu den Abenteuern von Pit und Peggs. „Vorteilhaft war, dass Nussbaum und ich ähnliche Arbeitsweisen haben, so zum Beispiel das Verwenden verschiedener Techniken innerhalb eines Bildes, ein Mix von Zeichnung und Malerei. Wichtig war mir, den Charakter der Originalbilder möglichst beizubehalten.“
Der Münsteraner Illustrator studierte Farbpalette, Feder- und Pinselführung in Nussbaums Originalen sehr genau. Die Autorin füllte Lücken und formte angedeutete Ideen weiter aus. Beide vermieden eine Modernisierung oder Interpretation. So vollendeten sie fast achtzig Jahre später diese Bildgeschichte und bewahren nicht nur sie vor dem Vergessen.
Ein verständliches Nachwort erklärt deren Historie und verdeutlicht, wie verantwortungsvoll heutige Kunst mit der Vergangenheit umgehen kann.
(Der Rote Elefant 33, 2015)