„In jener Nacht rettete der Leuchtturmwärter Benjamin Postlethwaite 30 Männern, Frauen und Kindern das Leben, darunter meiner Mutter und mir, Allen Williams. Damals war ich fünf.“ Aus der reflektierten Perspektive des erwachsenen Allen erzählt der bekannte britische Autor von einer lebenslangen Freundschaft, die in jener Rettungsaktion 1926 ihren Anfang nahm. Der fünfjährige Allen bewunderte im Leuchtturm auf Puffin Island Benjamins Bilder, auf denen Dampf- und Segelschiffe auf hoher See, bei Sturm oder ruhigem Wetter abgebildet waren. Ein kleines Holzgemälde liebte er besonders, so dass es ihm Benjamin zum Abschied schenkte. Wohin es Allen auch verschlug, das Bild war stets bei ihm. Auch wenn Allans Briefe unbeantwortet blieben, musste der inzwischen junge Erwachsene diesen warmherzigen und mutigen Menschen wiedersehen. Und Allen blieb. Für beide begann ein bedeutsamer Lebensabschnitt, in dem sie u. a. einen Papageientaucher heilten und dafür sorgten, dass sich auf der Insel wieder eine Kolonie dieser seltenen Vögel entwickelte. Überdies lehrte Allen den Analphabeten Benjamin Lesen und Benjamin Allen das Malen. Vom nahenden Zweiten Weltkrieg nahmen beide kaum Notiz. Nachdem Allen als Matrose gedient hatte, geriet er in Gefangenschaft und kehrte erst Jahre später zu Benjamin zurück. Aus dem Leuchtturmwärter war ein Papageientaucherwärter geworden. Zu Hunderten nisteten die schönen Tiere in den Klippen. Diesmal zog Allen mit Frau und Kindern zu Benjamin, inzwischen ein bekannter Maler. Benjamin sagte stets, „er lebe für seine Papageientaucher und seinen Leuchtturm, für seine Bilder und seine Familie. Und wir waren seine Familie. Wir sind seine Familie.“
Die zahlreichen zwei- und mehrfarbigen Tusche-Illustrationen machen das Besondere dieses berührenden Kinderbuches aus, das auch davon erzählt, dass ein Kind in seinem Leben einen Menschen haben muss, der es liebt wie es ist. Benji Davies gestaltet seine Bilder mehrheitlich als randlose Doppelseiten, die eine eigene Erzählkraft besitzen. Dem Thema entsprechend dominiert im dramatischen Anfangsgeschehen die Farbe Blau, die in Braun- und Gelbtöne wechselt, als sich in der Stube des Leuchtturmwärters die Geretteten aufwärmen. Innenräume deutet der Künstler lediglich an. Szenen auf dem Meer und auf der Insel führt er farbintensiv und detailreich aus. Das Schlussbild mit den farbigen Papageientauchern in verschiedenen Flugphasen offenbart Beobachtungsgabe und malerisches Können des Künstlers.
Anhand der ersten doppel- und einseitigen Bilder könnten Kinder den Anfang der Geschichte vermutend erzählen. Spannend wird dann der Vergleich mit dem Text.
(Der Rote Elefant 40, 2022)