„Unsere Umweltschutzmaßnahmen allein retten nicht die Welt, aber sie sind ein Schritt in die richtige Richtung. Und wir brauchen so viele Schritte wie möglich. Viele Grüße, die Kinder, die hier 2070 leben werden“: Die 12-jährige Bao und ihre Freunde spielen in der Pause oft im anliegenden Wald und verteidigen ihre „Base“ gegenüber den Jungs aus der Parallelklasse. Dieser Spaß könnte jedoch bald ein Ende haben, denn der Schulparkplatz soll erweitert und dafür ein großer Teil des Waldes abgeholzt werden. Bao nimmt das nicht hin. Als Schülersprecherin und Klimaschützerin versucht sie, den Wald zu retten. Doch wie soll das gelingen, wenn ihr niemand zuhört?

Realitätsnah erzählt die Autorin und Illustratorin Nora Dåsnes am Beispiel von Bao von jungen Menschen, die versuchen, für eine Sache einzustehen und sich Gehör zu verschaffen in einer Welt, die ihre Bedürfnisse und Forderungen oft ignoriert. Dåsnes zweite Graphic Novel legt den Fokus dabei auf Baos Erfahrung der Selbstwirksamkeit und die Partizipation von Jugendlichen am gesellschaftspolitischen Geschehen. Gemeinsam mit einer Gruppe engagierter Eltern ist der Protest der Schüler*innen schließlich erfolgreich. Baos Mutter gibt entscheidende Tipps, und die beiden nähern sich einander so auf neue Weise an.

Anhand des Klimaberichts, den Bao und ihre Freundinnen erstellen und per Mail an die Schulleitung und die Elternvertretung schicken, werden Ursachen und Folgen des Klimawandels anschaulich dargestellt. Die Vorsatzblätter des Buches sind mit Illustrationen unterschiedlicher Zapf-, Nadel- und Laubarten verziert und bieten eine erste Auseinandersetzung mit der im Schulwald vorkommenden Artenvielfalt, die ein wesentliches Argument für seinen Erhalt ist.

Chatverläufe und illustrierte Klimaberichte verleihen der Graphic Novel einen intermedialen Charakter. Graphisch erinnern die comicartigen Szenen an Filzstiftzeichnungen. Passend zur Thematik und zum Schauplatz arbeitet Dåsnes überwiegend mit Grün- und Blautönen. Vor diesem Hintergrund sticht Baos rote Jacke wie ein Warnsignal heraus. Die Farbe Rot untermalt zudem Baos energischen und willensstarken Charakter.

Wie bereits in Regenbogentage setzt Dåsnes große Gefühle der Protagonistin in doppelseitigen Illustrationen in Szene und gibt Wut, Angst und Verzweiflung ihrer Figuren Raum.

Den jungen Lesenden dürfte das Gefühl der Machtlosigkeit und die Erfahrung, von Erwachsenen nicht ernst genommen zu werden, durchaus vertraut sein. Ein Guide am Ende des Buches zeigt daher Möglichkeiten auf, wie Kinder und Jugendliche sich Gehör verschaffenund aktiv werden können. Daran anknüpfend könnten sie eigene Protestaktionen planen, um auf nötige Klimaschutzprojekte in ihrem Lebensumfeld aufmerksam zu machen.