Übersichtlich in drei Kapitel gegliedert künden die Gedichte von merkwürdigen Tieren, merkwürdigen Kindern und merkwürdigen Erwachsenen. Peter Maiwald verdreht scheinbar sinnlos Silben, vertauscht wie zufällig Buchstaben und schafft neue Wörter und Wesen. Er addiert lautmalerisch (tuschelnde, kuschelnde, nuschelnde Muscheln), setzt Paradoxes zueinander in Beziehung (ein weißer Hase im Schnee wird von keinem Feind entdeckt) oder verführt zum Nachdenken über vermeintliche Synonyme, wie Weltkugel und Erdapfel. Manches Gedicht könnte zum Abzählreim werden, manche Ballade verdiente Aufnahme in ein Lesebuch. Maiwald „verdichtet“ überraschende Einfälle, wie den von der Mammutmaus, die darum bittet, klein sein zu dürfen. Der Dichter gibt nach und lässt Herrn Brehm diese Tiergattung aus dem Buch herausnehmen.
Eine Edition Maiwaldscher Lyrik für Kinder war längst fällig. Die schlichte Ausstattung des Bandes wirkt ausgesprochen elegant. Eingebunden in 5 mm starken Karton, gestaltet in Grau und Rot passt das kleine Format in jede Tasche. Von Seite zu Seite führt der rote Mäuseschwanz des Titeltieres. Mit ihren Illustrationen bildet Hildegard Müller humorvoll die bedichteten Wesen ab oder spitzt Witziges zu, indem sie mancher Zeile eine grafische Form verleiht. Sie spielt auf ihre Art mit Buchstaben und Wörtern. Maiwald verzichtet auf vordergründige erzieherische Aussagen. Er vertraut dem Leser und dem Spiel mit Sprache. Beim erwachsenen wie beim jungen Leser (oder Zuhörer) wecken die Gedichte Assoziationen und Erinnerungen an die eigene Kindheit. Kann sein, jemand wird durch die fast 60 Gedichte angeregt, selbst einen Reim zu versuchen. Dann merkt er, dass die Leichtigkeit der Maiwaldschen Gedichte schwer zu erreichen ist. Die Katze spricht: Ein Reimgedicht, das schaff ich mal, mal schaff ichs nicht.
(Der Rote Elefant 25, 2007)