Sie stampft den Parkweg entlang, die rote Handtasche hinter sich herziehend, dass es staubt. Mürrisch, missgelaunt und miesepetrig. Niemand schert sich um sie. Nur die Sechs, die als kollektive Ich-Erzähler mit dem Satz „Erst wussten wir gar nicht, was los war“ die Geschichte rückschauend aufrollen. Wie in einem Film starten die Bilder vor grüngetönter Kulisse und erzählen auf eigene Weise, was los war. Zunächst begleitet der Betrachter das Mädchen mit der Handtasche noch beim Anblaffen aller, die sich im Park erholen und verdutzt aufschauen. Was soll man auch antworten, auf das wütend gebrüllte „Gehört das so??!“

Schössow gestaltet Kulisse und Figuren als Gegensätze. Den verschwommenen Konturen der Parklandschaft stehen schwarz umrandete Figuren gegenüber. Während die Kleine mit dominant roter Handtasche in der kühlen grünen Landschaft agiert, folgen ihr die Sechs gewandet in lila, grün, braun und weiß getönter Kleidung. Elvis ist nämlich tot. Ja, schon lange, wie die Erwachsenen wissen. Der Elvis ist aber nicht gemeint, sondern ihr gelber Vogel, der tot im Inneren der Handtasche liegt, die sie den Betrachtern innerhalb und außerhalb des Buches weit geöffnet entgegenhält. Hier wechseln Perspektive und Erzählton. Todtraurig steht sie auf der grünen Wiese, beschattet von Baumblättern. Verlorenheit in der Weite einer Parklandschaft. Neugierig, staunend und verwundert beugen sich auf der folgenden Seite die Lange mit den großen Füßen, der, der fliegen kann, der mit dem Koffer, der in Trachtenjacke und mit Hut, der Bär und der Hund über die Tasche und haben aus ihrer emotionalen Distanz heraus eine glänzende Idee: Erdbestattung. Alle weinen ein bisschen, nehmen sich in die Arme und fantasieren, wie es wohl sein würde, wenn sich Love-me-tender-Elvis und gelber Vogel Elvis im Himmel träfen. Der Kummer ist erträglicher geworden. Schössow schafft mit seinem kargen, leicht ironischen Text eine Atmosphäre, die „Cool-Sein“ und Mitgefühl ermöglicht – sehr zeitgemäß! Ein Buch für Erwachsene und Kinder gleichermaßen

Die auffällig andersartigen Erzähler mit Knopfaugen-Gesichtern und extremen Körperformen – wer sind sie? Warum gehen sie auf die Kleine zu und die anderen nicht? Woher kommen die Sechs? Werden sie sich wiedersehen? Mit diesen Fragen führt eine Gesprächsrunde zu fantastischen Figuren und ihrer Funktion.

(Der Rote Elefant 23, 2005)