„Die deutsche Wehrmacht hatte Dänemark von 1940 bis 1945 besetzt, und die Dänen sind dafür bekannt, ihren Besatzern zähen Widerstand geleistet zu haben. Eine der dramatischsten Episoden des Zweiten Weltkrieges bildet die berühmte Rettung der über 7000 dänischen Juden im Herbst 1943 … Weniger bekannt ist, dass der dänische Widerstand eine ganze Weile brauchte, um sich zu formieren.“ Der Amerikaner Phillip Hoose erfuhr während eines Dänemarkurlaubs erstmals vom „Churchill Club“. Hier trafen sich 1940 im norddänischen Aalborg einige Jungen, die wütend und beschämt über die eigene Regierung, welche sich den Deutschen ohne Gegenwehr unterworfen hatte, trotzig und einfallsreich gegen die Besatzer kämpfen wollten. Hoose fragte sich: Was waren das für Jungen? Woher nahmen sie ihren Mut? Welche Wirkung erzielten ihre Aktionen? Eine Zeit intensiver Recherchen mit Telefonaten, E-Mail-Korrespondenzen, historischen Studien und persönlichen Begegnungen begann. Unter den Zeitzeugen, mit denen Hoose gemeinsam ein Buch über die jungen Saboteure veröffentlichen wollte, traf er den 80-jährigen Künstler Knud Pedersen, eine Schlüsselfigur jener Gruppe. Zuerst nur Gesprächspartner wurde Pedersen nach und nach zum Freund. Im Winter 2014 konnte Pedersen das fertige Manuskript noch lesen, das Erscheinen des Buches erlebte der damals 89-jährige nicht mehr. Aber gerade dessen authentische Ich-Erzählungen bereichern berichtende Texte und Dokumente auf besondere Weise. Pedersens Erinnerungen lassen die Kühnheit, Wut und Leidenschaft spüren, die jene Teenager trieben, Waffen zu stehlen, Brandsätze unter Wehrmacht-LKWs zu werfen oder Stromleitungen an Flughäfen zu kappen. Aus spontanem Widerstand, wie Wegweiser umdrehen oder mit Steinen Scheinwerfer bewerfen, wurden nach und nach lebensgefährliche Aktionen. In 18 Kapiteln entsteht ein Bild über Gefühle, Gedanken, Gespräche und Taten jener 14- bis 18-Jährigen, die unerschrocken Gegenwehr leisteten. Von ihnen sprach ganz Dänemark. Polizeilich gesucht, verhaftet, verhört und zu Gefängnis verurteilt, waren die Söhne von Pfarrern, Ingenieuren, Arbeitern oder Kaufleuten stets in Gefahr, an die Gestapo ausgeliefert zu werden. Selbst nach zweijähriger Haft schlossen sich die meisten erneut dem organisierten Widerstand an. Über das Interesse an den abenteuerlichen Taten hinaus ermutigt dieses Buch junge Leser*innen dazu, die Politik der eigenen Regierung kritisch zu hinterfragen und Proteste zu organisieren. So wie er gegenwärtig von Schüler*innen in ganz Europa z. B. gegen den viel zu späten Ausstieg aus dem Kohleabbau organisiert wird.
(Der Rote Elefant 37, 2019)