Der Niederländer Rindert Kromhout, für seine Kinder- und Jugendbücher mehrfach ausgezeichnet, thematisiert das Phänomen, dass Kindern in anderen Familien häufig alles besser erscheint als zu Hause. So geht es auch Lizzy. Weil Jasper etwas hat, was sie nicht hat und alles darf, was sie nicht darf, packt Lizzy ihre Sachen und zieht zum besten Freund ins Nachbarhaus. „Für ein paar Tage gern“, erlaubt Jaspers Mama den Einzug. Endlich kann Lizzy ausgiebig mit Jaspers Eisenbahn spielen, so eine, wie Papa ihr „vielleicht“ zum Geburtstag schenken will. Der gemeinsame Nachmittag im Garten verfliegt geradezu, wo Lizzy z. B. „Die kleine Raupe Nimmersatt“ entdeckt und Jaspers Zählkünste bewundert. Aber auch bei Jasper zu Hause ist nicht alles famos. Abends im Bett stellt Lizzy fest, dass Jaspers Mama wohl immer zu müde ist um vorzulesen. Und so beschließt sie, nach Hause zurückzukehren, liest Papa ihr doch immer vor. Das überzeugt auch Jasper, sodass dieser am Morgen kurzerhand mit zu Lizzy zieht, die so viele Bücher besitzt und anscheinend viel mehr darf als er selbst.
Die Alltagsgeschichte speist sich aus dem überzeugend gestalteten Erleben von (Vorschul)Kindern, sind diese doch dem Hier und Jetzt verhaftet: Einfälle müssen sofort umgesetzt, Wünsche sofort erfüllt und Frust sofort geäußert werden: „Ich habe dich nicht besonders lieb“, sagt Lizzy. „Die Mama von Jasper habe ich viel lieber“. Dabei überzeugt der Erzählton im dialogreichen Text, der ein entwicklungspsychologisches Stadium literarisch umsetzt. Durch diese Unmittelbarkeit könnte bei Kindern der Eindruck entstehen, sie seien so nah bei Lizzy und Jasper als „spielten sie Mäuschen“. Die mit Feder und Aquarellfarben gestalteten Illustrationen von Sandra Klaassen nehmen die kindgemäße Erzählweise gekonnt auf.
Die farbigen Bilder in zarten Tönen porträtieren Lizzy und Jasper auf liebevolle Weise und setzen auch deren Fantasie lebendig ins Bild. Allein die endlose Eisenbahnstrecke in Jaspers Haus „überhöht“ reale Möglichkeiten und lädt mit vielen lustigen Details am Weg zu langem Betrachten und Entdecken ein. Die Geschichte eignet sich für alle Kinder ab 4, ist doch der Vergleich mit Anderen und deren Lebensumständen ein so universelles Thema, dass sich wohl jeder und jede darin wiederfinden kann.