Füchse sind intelligente Tiere. Sie können sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen und sind Meister im Überleben. Pax heißt der Fuchs, der als Welpe vor dem Verhungern aus einer Falle gerettet wurde – seine Mutter war überfahren worden. Pax lebt schon fünf Jahre bei „seinem Jungen“, den die Menschen Peter nennen. Mit zwölf wird Peter vom Vater gezwungen, Pax im Wald auszusetzen. Denn es ist Krieg. Der Vater muss bzw. will zum Militär und Peter soll beim Großvater wohnen. Aber Peter haut ab und nimmt einen sehr weiten Weg auf sich, um seinen „Freund“ zurückzugewinnen. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt: Die Er-Perspektive des Fuchses gibt wieder, wie dieser überlebt und die an Peter gebundene, wie dieser es schafft, Pax wiederzufinden, um ihn dann allerdings in die Freiheit zu entlassen.
Die Autorin liebt Füchse und hat sich von einem Fuchsexperten beraten lassen, um die Erlebnisweise des Fuchses möglichst naturnah wiedergeben zu können. In die emotional-berührende Mensch-Tier-Freundschaftsgeschichte integriert sie ein zweites Thema: den Krieg. Der alte Fuchs Gray vergleicht die Menschen mit Füchsen, welche die Tollwut haben, und nennt sie die „Kriegskranken“. Einen klaren Anti-Kriegs-Appell formuliert auch Vola, die Peter hilft, als er sich den Fuß gebrochen hat. Vola lebt bewusst als Einsiedlerin. Früher war sie als Sanitäterin beim Militär. Beim Minenräumen verlor sie einen Unterschenkel und ist traumatisiert wegen eines feindlichen Soldaten, den sie vielleicht selbst getötet hat.
Die Kriegshandlungen im Buch sind eher symbolisch zu verstehen wie auch der Name des Fuchses „Pax“, das lateinische Wort für Frieden. Das Umfeld ist mit englischen Ortsnamen, Baseball, Chevy, Kojoten und Geiern am ehesten in den Südstaaten der USA zu verorten. Aber die USA hatten außer dem Unabhängigkeitskrieg gegen England und dem Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert keinen Krieg auf eigenem Boden. Es geht vielmehr allgemein darum, dass Menschen gegeneinander Krieg führen und sich gegenseitig umbringen. Auch die Schwarz-Weiß-Illustrationen, die nicht realistisch sind, sondern einzelne Situationen abstrahierend andeuten, stützen diesen Eindruck. Es geht darum, sich dem – jedem – Krieg zu widersetzen und um die buddhistische Weisheit: „Nichts existiert völlig getrennt von allem anderen“.
Zum Einstieg könnten einige Fuchsfabeln darüber aufklären, welche Fähigkeiten die Menschen diesem Tier schon früh angedichtet haben. Auch ein Blick in die Verhaltensforschung wäre nützlich. Begriffe wie „Dominanzgeste“ und „Revierverteidigung“ treffen auf Fuchs-, aber auch auf Menschenverhalten zu und kommen im Buch vor.
(Der Rote Elefant 35, 2017)