Gordon liebt Ordnung, Tapir liebt Partys. Sie leben zusammen in einer Wohnung. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem Gordon mal wieder ins Leere fasst, als er nach dem Klopapier greift. Doch diesmal gibt es eine Toilettenpapierspur – und diese führt direkt in Tapirs Zimmer. Das Maß ist voll! Wütend macht Gordon seinem Ärger Luft und klagt Tapir ob seiner (Nach)Lässigkeit an. Und er hat noch mehr an Tapirs Lebensart zu kritisieren: die zu laute Vogelanlage z. B. oder eine ständig das Bad blockierende Freundin. Tapir hat einiges zu entgegnen, schließlich nerven Gordons Ordnungssinn und Pedanterie. Außerdem stinkt Tapir der Geruch von Gordons Müll, auch wenn dieser ordnungsgemäß entsorgt ist. Und warum darf Tapir eigentlich nicht in Gordons Club? Kurzum: Nach handfestem Streit und schlafloser Nacht ist Gordon am nächsten Tag weg und erscheint auch nicht auf der Arbeit (beide arbeiten im Zoo!). Als Tapir nach Hause kommt, ist Gordons Zimmer leer. Doch ist da noch ein Brief für Tapir …
Dies ist die Geschichte von Zweien, die sich mögen, aber zu verschieden sind, um auf Dauer einander räumlich nah zu sein. Sebastian Meschenmoser erzählt in seinem für den DJLP 2015 nominierten Buch klug und mit viel Humor vom Auseinandergehen und Abstand nehmen. Und davon, dass Veränderung nicht das Ende einer Beziehung sein muss, sondern neue Nähe ermöglichen kann.
Die Protagonisten – Pinguin Gordon und Tapir Tapir – verkörpern Gegensätzlichkeit, was ihre Zimmer spiegelbildlich vermitteln. Herrscht bei Gordon aufgeräumte rechtwinklige Strenge und Kühle (bis hin zum Mondrian-Gemälde), so lebt Tapir in einem wahren Dschungel von Pflanzen, Früchten, Tieren. Die detailreichen Blei- und Buntstiftillustrationen tragen die Geschichte; der wohltuend knappe Text ergänzt das Dargestellte. Sprachlosigkeit nach dem großen Streit drückt sich u. a. im Fehlen von Text und Farbe aus. Doch immer lässt Meschenmoser seine Figuren nuanciert mimisch und gestisch „sprechen“. Ob Bekümmerung oder Verblüffung, Traurigkeit oder Vorfreude – die Darstellungen sind von hoher Emotionalität.
Mit Kindern ließe sich anhand der ersten sechs Bilder (Vorsatz bis 2. Doppelseite) der Anfang dieser Geschichte um Anderssein und Toleranz erzählen und über mögliche Reaktionen beider Protagonisten diskutieren.
(Der Rote Elefant 33, 2015)