„Auf einer Insel lebten zwei Schwestern. Dort führten sie ein glückliches Leben.“ So beginnt diese kluge Geschichte. Doch die Idylle wird bald empfindlich gestört. Der Vetter kommt überraschend zu Besuch und bringt mehr Bewegung in das harmonische Leben der Schwestern, als den beiden lieb ist. Wohnen sie doch gemeinsam mit Hund und Katze in ihrem rosafarbenen Haus gerade so, wie es ihnen gefällt. Nur hier und da gibt es ein paar Dinge zu reparieren. Als der forsche Verwandte zuerst Lampe, Hocker und Briefkasten in Ordnung bringt, freuen sich die beiden noch sehr. Doch dann nimmt er übereifrig das Zepter ganz in die Hand und stellt komplett neue Regeln auf, die der Lebensart der beiden gar nicht entgegenkommt. Ob das lange gut geht …
In der Geschichte stecken eine Menge Zwischentöne und Weisheiten: Es geht um unterschiedliche Arten zu leben, um Toleranz und Respekt voreinander.
Eine Augenweide sind die präzisen, sehr stilsicheren Illustrationen. Faszinierend, wie Sonja Bougaeva Gestik und Mimik der beiden Schwestern einfängt. Je mehr sich der Vetter in ihr Leben einmischt, desto deutlicher gehen die Mundwinkel nach unten.
Ein warmherziges Bilderbuch für die ganze Familie, in der gemeinsam über die hier angesprochenen Fragen debattiert werden könnte, wie z. B.: Wer bestimmt eigentlich in den Familien über die Einrichtung der Zimmer? Wie sähe ein Wunschzimmer im Modell aus? Welche Verwandten benehmen sich ähnlich wie der Vetter der Geschichte und wie könnte man solchem Verhalten Grenzen setzen?
(Der Rote Elefant 23, 2005)