Der kleine Toni lebt mit der Mama (wo ist eigentlich Papa? Das scheint keine Rolle zu spielen!) in einem verwinkelten, mit Möbeln, Alltagsgegenständen und Spielzeugen vollgestopften Haus. Da Toni vor allem eins ist, ein Tierfreund, will er für eine Tombola zugunsten des benachbarten Tierheims seine geliebten Kuscheltiere spenden und malt für den guten Zweck auch noch einen wunderbaren Panther. Die Tierheimleiterin freut sich über die milden Gaben und macht Toni mit einem ihrer Schützlinge, dem eigenwilligen grauen Kater Valentin, bekannt. Das Sommerfest samt Tombola wird ein Erfolg. Mama spielt auf ihrem Cello, alle Preise sind vergeben. Aber zu Hause fehlt dann doch etwas, alles wirkt so leer. Also muss Mamas alter Plüschkater Paul reaktiviert werden und Valentin avanciert zum neuen Familienmitglied. Tonis Welt ist wieder in Ordnung.
Die Geschichte wäre ein wenig zu schlicht, würden nicht die ganzseitigen, manchmal auch doppelseitigen großformatigen Illustrationen die Betrachter in eine Atmosphäre versetzen, die so ruhig, sanft und vertrauenerweckend ist, dass sie eigentlich gar keine Konflikte zulässt. Gedeckte, mit Grau gemischte Farben, vorrangig Rot, Braun, Blau, untersetzen die gedämpft-harmonische Stimmung. Die Künstlerin schuf mit ihren Aquarellen ein Milieu, das durch die Art der Fenster, der Hausfassaden und des Einrichtungsstils an englische Landhäuser erinnert. Pflanzen und Tiere bevölkern, durchdringen und bestimmen die Räume, an den Wänden, von der Decke, auf dem Boden regt es sich, manchmal kaum zu unterscheiden, ob es sich um lebendige oder nachgeformte Wesen handelt.
Manche Bilder muten fast fotorealistisch an, aber nur fast. Der gestalterische Wille, der die Szenen dann doch wieder ins Fiktionale versetzt, bleibt immer erkennbar. Er drückt sich auch in den ornamental-symbolhaften Bildleisten aus, die jeweils über den Textzeilen platziert sind. So entsprechen und ergänzen sich Bild und Text. Kindlichen Betrachtern wird (ausnahmsweise) einmal erlaubt, sich einfach der romantisch-anmutenden Geschichte zu überlassen und etwas von der Harmonie zwischen Mensch, Tier und Natur zu empfinden. Dementsprechend scheint auch Toni auf allen Bildern ganz bei sich zu sein. Soviel zum Gefühl. Andererseits bieten die Bilder viel Material zum neugierigen Nachfragen, z. B. um welche Gegenstände es sich eigentlich handelt und welchen Sinn oder Nutzen sie haben. Eine Kita-Erzieherin, die ein paar Kinder um sich schart, wird für manche Seiten eine Stunde brauchen.
(Der Rote Elefant 35, 2017)