Danowskis neues, großformatiges Bilderbuch lädt dazu ein, 13 etwa gleichaltrigen Kindern beim Schlafen zuzusehen, in deren Träume zu schauen und ihren poetischen (Selbst)Reflexionen nachzusinnen. Zudem animiert es Betrachter- und Leser*innen jeden Alters, selber zu träumen und zu dichten. Wie es das macht? – Durch ein inhaltlich wie gestalterisch durchdachtes Konzept und hohe Kunstfertigkeit: Jede Doppelseite zeigt ein Kind schlafend, in Kissen und Decken gekuschelt. Die dem jeweiligen Porträt folgende Doppelseite ist zweigeteilt: Rechts agiert das Kind in einer Art „Traumbild“, links ist in weißer Schrift auf schwarzem (Nacht-)Papier ein „modernes“ Haiku abgedruckt, das mit dem Namen des Kindes versehen ist. So enthält das Buch lauter kleine „Kapitel“. Alle zusammen erzählen die universell vertraute, alltägliche Geschichte vom (Ein-)Schlafen / Träumen / Nachspüren.
Während Schlafstätten, -haltungen und -rituale sich wenig unterscheiden, präsentiert jedes „Kapitel“ ein anderes Kind und entführt in dessen ureigene Traumwelt, die sich wiederum aus seiner besonderen Lebens- und Vorstellungswelt speist. Auch der zugehörige Vers spiegelt Erträumtes, Erfahrenes und Gewünschtes.
Zum Beispiel fährt Kai zusammen mit einem Baum samt gefülltem Vogelnest auf einem Fantasiegefährt an tristen Industrieanlagen vorbei und wünscht sich, mitten im Wald zu sein. Julian scheint mit einer Panflöte Urwaldtiere anzulocken und spricht seine „Freunde“ direkt an. Bereits vorab wird auf die erträumten Landschaften oder Interieurs durch in den Betten zu entdeckende Utensilien hingedeutet: Kuschel- oder Holztiere, ein Buch, bunte Perlen, gemusterte Kissenbezüge … Auf Vor- und Nachsatzseiten lassen sie sich in einem Gewimmel aus Tieren, Farbpunkten, welligen und kringeligen Linien ebenfalls finden. Sowohl die in gedeckten Farben flächig gestalteten „Schlafbilder“ als auch die detailreichen, mit raffinierten Leuchteffekten versehenen „Traumbilder“ sind durch eine gleichsam zeitlos wirkende Mischung aus Archaik und Moderne, Realismus und Stilisierung gekennzeichnet. Jedes Bild strahlt eine – den aktuellen Zeitgeist unterlaufende – große Ruhe aus, die sich emotional überträgt.
Solche Atmosphäre sollte genutzt werden: für gemeinsame Entdeckungs- und Erzählrunden oder das Bebildern eines eigenen Traums (vielleicht auch der Träume eines Kindes, das gar kein eigenes Bett hat?). Wer dem visuell Gestalteten noch dichterisch Ausdruck verleiht, kommt den Intentionen der Künstlerin sehr nahe.