„Das Substantiv (Hauptwort) oder Nomen bezeichnet Personen, Tiere oder Dinge. Man schreibt es am Anfang mit einem Großbuchstaben.“ Ähnlich kurz werden Numerus, Adjektiv, Verb, Pronomen, Präposition, Konjunktion, Adverb, Satzglied und Satzart inkl. Verweise auf Sprachbesonderheiten bzw. -entwicklungen oder Untergliederungen definiert. Auf der Textebene zeichnet sich das originelle Grammatikbilderbuch durch klare Struktur, sachliche Prägnanz und auf das Wesentliche konzentrierte Reduktion aus. Die Bilder wiederum bestechen durch Vielfältigkeit bzw. Beziehungs- und Anspielungsreichtum, was für die einfallsreich-raffinierte und grafisch-aufwändige Buchgestaltung insgesamt gilt. Rechtsseitig mittig ausklappbare Seiten eröffnen thematisch zugehörige Bildräume, z. B. beim Numerus. Für die Einzahl sind in einem Drittel der Ausklappseite eine Mutter mit einem Baby, ein Mann, eine Orange, eine Flasche und ein Heft mit der Aufschrift „der Käfer“ zu sehen. Die Mehrzahl des Genannten wird auf den restlichen Dritteln bebildert oder szenisch arrangiert. Im Vordergrund drei Frauen (Beschriftung: „Die Mütter“) auf einer Decke mit einem Baby – doch wieso sind es mehrere Mütter? Auf derselben Decke – oder ist es woanders das Tischtuch? – eine Schale mit Orangen, dahinter zwei sich küssende Männer. Neben der Schale liegen drei Hefte. In eines wurden zahlreiche Käfer gezeichnet, von denen einige aus dem Heft „herauskrabbeln“. Anbei einige Flaschen. Wer diese wohl geleert hat? Anbei einige Flaschen. Wer diese wohl geleert hat?
Orientierung innerhalb der assoziativ inspirierenden Illustrationen bieten dezente Farbbeschriftungen, z. B. Singular = Orangerot, Plural = Blau. Diese Strategie regt Lernende, egal ob sie Deutsch als Erst-, Zweit- oder Fremdsprache erwerben, dazu an, Beziehungen herzustellen, Fragen zu formulieren, zu erzählen oder sich auszutauschen, z. B. über gesellschaftliche Verhältnisse und kulturelle Diversität. Auch wecken die Aufklappseiten mit der Vielzahl an Menschen, Orten, Situationen, kulturellen, historischen oder architektonischen Bezügen Lust am Betrachten und Erschließen von Kontexten zwischen (theoretischem) Inhalt und (origineller) Form. Überdies offenbart sich Komplexität durch das Zusammenspiel von Bildern (Monotypien) und Grafik. Beim Thema „Präpositionen“ weist z. B. die Schrift einer Maus den Weg in ihr Mauseloch.
„Hunde im Futur“ (DJLP-Sachbuch-Nominierung 2022) ist das Ergebnis einer famosen Zusammenarbeit des Autoren- und Verlegerpaares Rieder, der rumänischen, in Berlin lebenden Illustratorin Arinda Crăciun und des Buchgestalters Carsten Aermes. Es gehört in jede Bibliothek, ist ein Fundus für alle Vermittler*innen deutscher Sprache und auch in der Erwachsenenbildung unverzichtbar.
(Der Rote Elefant 40, 2022)