„Und was würde es auch bringen, ihr zu sagen, dass diese Schule genauso war, wie all anderen?“ Ambrosius ist oft umgezogen und in der Schule nicht sonderlich beliebt. Als seine Klassenkameraden ihm eines Tages trotz des Wissens um seine lebensgefährliche Erdnussallergie eine solche heimlich ins Pausenbrot stecken, nimmt ihn seine alleinerziehende und nach dem plötzlichen Tod seines Vaters sehr besorgte Mutter von der Schule. Ab jetzt ist Home Schooling angesagt. Doch Ambrosius sucht einen Ausgleich zur bisweilen allzu engen Mutter-Sohn-Beziehung. Diesen findet er in der Bekanntschaft mit dem viel älteren Nachbarn Cosmo, der gerade aus der Haft entlassen wurde. Durch ihn lernt der zwölfjährige Ambrosius sich besser zu verteidigen und für sich einzustehen. Der Versuch, die Freundschaft vor seiner Mutter zu verbergen, die ihm den Umgang vermutlich verbieten würde, führt zu einem Konflikt, in dem sich Ambrosius auch gegenüber seiner Mutter behauptet und neue Beziehungen zu anderen Menschen knüpft.
Susin Nielsen hat mit Peanuts und andere Katastrophen einen temporeichen, unterhaltsamen Kinderroman geschrieben, der den kindlichen Umgang mit „Bewahrpädagogik“ und Überbehütung thematisiert und gleichzeitig die Geschichte einer unwahrscheinlichen Freundschaft erzählt. Dabei verleiht Nielsen ihrem heranwachsenden Ich-Erzähler an der Schwelle vom Kind zum Teenager einen Tonfall, der einerseits durch einen erwachsen wirkenden, differenzierten Blick das Verständnis der Leser*innen für seine überbesorgte Mutter weckt und andererseits sprachlich und thematisch eine trotzig-selbstbehauptende jugendliche Rebellion vermittelt. Auf feinsinnige Weise wird die ambivalente Rolle des Protagonisten innerhalb der Mutter-Sohn-Beziehung erfahrbar: Ambrosius ist seiner Mutter nah, muss sich aber auch von ihr lösen. Mit Cosmo, dem Ex-Junkie und Sportwagenfahrer, Sohn des freundlichen Vermieterehepaars, agiert Ambrosius ein potentielles erwachsenes Selbst aus und erprobt eine für ihn neue Eigenständigkeit.
In raschem Wechsel von erzählenden und dialogischen Passagen verwebt Nielsen vielfältige Erzählstränge und lässt an den Innenwelten der Figuren teilhaben. Kurzweilig ist die Lektüre durch die an Spannungsaufbau und überraschenden Wendungen orientierte Dramaturgie.
Einen kreativen Zugang zum Text ermöglicht das Scrabble-Spiel, das sowohl formal als auch inhaltlich die Geschichte mitbestimmt (der Originaltitel des Romans lautet „Word Nerd“): Ambrosius wird heimlich Mitglied in einem Scrabble-Club und nimmt schließlich sogar an einem Turnier teil. Die kurzen Kapitel sind mit einem „Buchstabensalat“ überschrieben, der, in die richtige Reihenfolge gebracht, darunter in kleinerer Schrift gedruckt ist. ORSMABSUI wird zu AMBROSIUS, aus TUTEGRN wird RETTUNG. Schade, denn die gleichzeitige Auflösung verringert die Freude am Wörterzusammenpuzzlen. Für einen interaktiven Einstieg ließe sich das ändern: Die unsortierten Buchstabenzeilen werden ausgeschnitten in der Gruppe verteilt – und der Ratespaß kann beginnen. Dieser führt zum gemeinsamen Scrabble-Spiel und zur Geschichte.