Dieses schöne Sachbuch bildet im besten Sinne: Sprachbildung durch Bildsprache und Sprachbilder. Für die Auswahl der mehr als 130 Wörter fand Timo Brunke zwei Gründe wichtig: Das Wort musste für Kinder von heute bedeutsam sein (deshalb ist auch der eine oder andere nicht stubenreine Begriff dabei, wie z.B. kotzen) und die Herkunftsgeschichte musste interessant sein. So entstand mit dem Wörterbuch eine Geschichtensammlung. Der Autor fand viele Substantive, einige Adjektive und wenige Verben. Deren Herkunft erklärt er in kurzen Sätzen mit bildlichen Vergleichen oder Verweisen auf verwandte Wörter oder Wendungen. Bei neun Wörtern fiel dem Autor auf, dass trotz eifriger Nachforschungen bis zum Erscheinen des Buches keine Erklärung zu finden war. In diesen Fällen half er sich mit Vermutungen und erfand phantasievolle Erklärungen. Diese Erfindungen legt er erst am Ende offen. Wer Lust hat, kann also zunächst raten, welche Wörter das sind und später überprüfen, ob die Lösung stimmt. Im Inhaltsverzeichnis könnte sich der Leser ein Wort aussuchen, mit dem er beginnen will, muss ja nicht immer A sein. Die kleinen Geschichten liefern der Illustratorin reichlich Stoff, die sie in schwarze Zeichnungen, ergänzt durch rote Akzente, ins Bild setzt. Manche verbindet sie zu Bildgeschichten, wie die von der Ameise (eigentlich Abschneiderin) und dem Akrobat (eigentlich Spitzengänger): Mit dem Messer im Fühler schneidet Ameise am Seil, auf dem der Spitzengänger balanciert. Und so könnten ihre Zeichnungen auch wieder den umgekehrten Weg nehmen. Einige ausgewählte werden kopiert ausgebreitet. Gemeinsam können Grundschulkinder vermuten, welches Wort sich dahinter verbirgt. Übrigens sind unter www.timobrunke.de weiterführende Informationen einzusehen, u.a. zum Projekt des Autors an einer sogenannten Brennpunktschule in Stuttgart, in dem es um Sprach- und Sprech-Wokshops mit Kindern anderer Kulturen geht. Der Autor selbst nennt dies multinationalen Deutschunterricht.
(Der Rote Elefant 27, 2009)