„Das dicke Buch vom Nonsens-Reim / für unterwegs und für daheim, / für Groß und Klein, / für Hund und Schwein / und wer sonst mit dir schaut hinein“ … lautet der ausführliche Untertitel der für den DJLP 2016 nominierten Lyrik-Anthologie, die angeblich „komisch herausgegeben“ und „sinnlos illustriert“ wurde. Hält das Buch, was das Titelblatt verspricht? Schon der Einband ist originell: dicke, graue Pappe, roter Buchrücken; die Titelfigur, ein Hering mit Regenschirm, Schlips und Aktentasche, koloriert in kräftigem Grün-Rot-Schwarz, scheint mit der ebenso farbigen Titelschrift gleichsam zu schwimmen. Auf Vorsatzpapier, Schmutztitelblatt und beim Inhaltsverzeichnis korrespondieren Bild(elemente) und Schrift(en) ebenfalls aufs Feinste.
Durch das ganze Buch ziehen sich leuchtend-verrückte, zu Entdeckungen und zum Weiterspinnen einladende Illustrationen. Den Anfang aber bildet ein Szenario, das zur Textsammlung gleichsam hin- und durch die einzelnen Blöcke hindurchführt. Ein Clown, der mit einer Kugel auf zuvor versteckt gewesene Köpfchen wirft und bis zum Abspann makaber weiterspielt, spiegelt wohl zugleich Ansatz und Intentionen des Herausgebers: Von Vor- und Nachspiel umrahmt, offerieren fünf Kapitel ohne Kategorisierung je 30 Sprüche, Verse, kurze oder längere Gedichte, in strenger oder ungebundener Form. Dabei wechseln „große“ Namen aus verschiedenen Epochen der Literaturgeschichte (Chamisso, Lessing, Morgenstern, Ringelnatz, Schwitters) mit mehr oder weniger bekannten aus neuerer Zeit ab (Brecht, Erhardt, Fühmann, Krüss, Maar, Rautenberg, Spohn); der Herausgeber selber ist dabei, ab und an auch „Unbekannte Verfasser“. Außer der Entscheidung, nur deutschsprachige Dichter zu berücksichtigen (s. „Schlusssatz“), gilt ein einziges Aufnahmeprinzip: das des Un-Sinns, des Nicht-Verstehen-Müssens, des vergnüglichen Spiels mit Sprache, Worten und Klängen. Der Spaß beim Lesen und erst recht Vortragen überträgt sich auf Kinder wie (Kind gebliebene) Erwachsene. Für Letztere stehen die vielen namhaften Interpreten und Interpretinnen der zusätzlichen Audioproduktion.
Kinder, denen etlicher Nonsens bereits in die Hand gegeben wurde, zeigten sich beim Verse-Sprechen oder Weiterdichten von Anfangszeilen den Vorbildern geradezu ebenbürtig. Fazit: ein sehr wohl durchdachtes und vollendetes Kunstwerk für „Kegel und Kind / Plüschtier und Rind – / in der Wanne und bei Wind. / Ob zu acht oder allein, / schau(t) einfach mal hinein!“
(Der Rote Elefant 34, 2016)