Kein geringerer als Nostradamus sprach die titelgebende Prophezeiung im 16. Jh. aus. Was aber bedeutet sie im Jahr der WM in Deutschland? Stopp: Wer verrät schon das Ende eines Thrillers? Die WM ist vorbei … Warum also noch dieses Buch lesen? Weil sich aus dem Erzählanlass „Fußball-WM 2006“ ein atemberaubender Krimi mit hohem Unterhaltungswert in sprachlicher Güte entwickelt. Zur Handlung nur soviel: Kais Opa, der älteste Geheimagent der Welt, bittet seinen Enkel um professionelles Fußballtraining. Opa muss der luxemburgischen Mannschaft zum Weltmeistertitel verhelfen. Da ist von 1963 noch etwas offen. Kai hat keine Ahnung von Fußball, Opa ist fast hundert, aber wozu gibt es Verjüngungspillen und Trainingsbücher, wo nach der Lektüre jeder ein kleiner Klinsmann ist? Opa und Enkel sind jedenfalls zu Wasser, zu Lande und in der Luft unterwegs, drohend verfolgt von Samurais und fußballversessenen Grönländern. Letztlich siegt das Gute.
Der Roman spielt auf ironische Weise mit literarischen Versatzstücken. Muster aus der Agenten- bzw. Spionageliteratur finden sich ebenso wie mythische Zitate. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Kai, unterbrochen durch Fußballreportagen. Letztere speisen sich aus Fakten und Fiktion, z.B. sind alle Spieler den WM-Aufstellungen entnommen. Für die Reportagen, die Art und Ton realer Berichte genau treffen, zeichnet eine Frau namens Daniela laut Dank der Autoren verantwortlich. Na schöner Dank! Bei diesen Textmengen hätte sie als Dritte im Bunde aufs Cover gehört! Die Mischung der Textsorten macht das Buch einerseits zur anspruchsvollen Lektüre, bindet aber gleichzeitig verschiedene Leseinteressen. Fußballfans können anderes genießen als Spannungsleser. Erwähnenswert ist auch die Buchgestaltung, welche den ironischen Ton des Textes vorwegnimmt. Das bräunlich-rote Cover, auf dem Opa in James-Bond-Haltung eine Trillerpfeife wie eine Pistole präsentiert und Kai im Zorrokostüm siegessicher lächelt nebst schwarz-weißen Innenvignetten heben das Buch aus der Menge austauschbarer quietschbunter Fußballbücher wohltuend heraus.
(Der Rote Elefant 24, 2006)